Nachruf auf Markus Dosch, Werkkreis-Urgestein der Werkstatt München, von Marie Sophie Michel

Nachruf auf Markus Dosch,
Werkkreis-Urgestein der Werkstatt München

Lieber Markus,

nun schreibe ich Dir einen letzten Brief, an Dich, der Du so gerne Leserbriefe geschrieben hast. Vor allem an die Abendzeitung. Bei denen warst Du sicher berühmt-berüchtigt. Aber sie haben immer wieder  einen Leserbrief abgedruckt. Wenn jemand von der Bussi-Bussi Gesellschaft übertrieben oder ein armer Rentner keinen Kredit bei der Bank erhalten hat, dann hast Du sofort zum Kugelschreiber, später in die Tastatur gegriffen. Du hattest stets ein feines Gespür für Ungerechtigkeit. In Deinen Kurzgeschichten hast Du oft Alltagshelden geschildert in ihrem Kampf, das Gute zu bewahren.
Du hast Dein Ziel erreicht, Deinen neunzigsten Geburtstag im Kreis Deiner Familie zu feiern. Ja, 90 wolltest Du werden. Und das nach einigen Herzoperationen.
Du warst der Meister der Kurzgeschichte - und Gedichte lagen Dir vor allem im höheren Alter sehr. “Hüte das Wilde“ erschienen 2017 ist der Sammelband Deiner wichtigsten  80 Erzählungen.  In der Werkstatt hast Du manchmal „geschimpft“:“ Das klingt zu sehr nach Impressionismus oder 19. Jahrhundert!“ Du warst allen neuen geistigen Strömungen gegenüber aufgeschlossen und begeistert von Facebook und Co,  überhaupt alles ,was mit Technik und  Computer zu tun hatte. Und wehe der Computer stürzte mal ab oder Du konntest Du keine Mails mehr verschicken...
Unvergessen sind Deine legendäre Sommerfeste im alten Allacher Apfelgarten. Markus,  der charmanteste Gastgeber den man sich denken konnte. Immer wieder brachtest Du uns zum Lachen mit Deinen Schwänken aus Deinem Leben. Du hast jeden Menschen genommen, wie er ist, ob jung, ob alt, ob reich oder arm.  Es gab immer einen Platz bei Dir. Und die legendären Kuchen von Friedl.
Nie werde ich vergessen, wie Du mal ganz heiter bei Radio Lora 92,4 verlauten hast lassen: „Die Zeugung unserer Tochter hat Spaß gemacht.“
Und einmal hat Dich ein Radfahrer drangsaliert und beschimpft an einer Ampel.  Du hast ihm zugerufen: „Auch Jesus liebt dich.“
Es gibt unzählige Anekdoten über Dich. Legendär war auch Deine Gabe, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen.
Du bist Dein Leben lang neugierig geblieben und fasziniert von der modernen Medizin.  Ein paar Mal bist Du  zum Glück dem Tod von der Schippe gesprungen. Vor zwanzig Jahren hast Du auch mal stolz die Narbe gezeigt von der letzten Herzoperation.
Lebenslang war  es Dir ein Herzensanliegen, gegen rechte Strömungen aufzustehen. Du hast auch viele Jahre lang in  Schulen als Zeitzeuge über Deine Erfahrungen im zweiten Weltkrieg geredet und gelesen. Der Band „Uns reicht´s“ ein Lesebuch gegen Rechts unter Deiner Mitherausgeberschaft  hat mal einen Friedenspreis erhalten. Ohne Dein Engagement wäre dieses immer noch sehr lesenswerte Band nicht erschienen.
Wir beide hatten auch ab und zu das Vergnügen bei Lora 92,4 zu moderieren.
In Deinen  Werken lebst Du weiter.
Wir vergessen Dich nicht. Du gehörst zu den Autoren und Menschen, die unvergesslich bleiben.
Einen Grappa auf Dich!
(den Du gerne mochtest!)

Marie-Sophie Michel