NOZ schreibt über den Heimatabend von Kalla Wefel mit Osnabrücker Autoren

Neue OZ,
20.1.2009
 

Es fehlen die jungen Autoren

Heimatabend zur Osnabrücker Literatur

Von Anne Reinert
Osnabrück.
Wie gut, dass der Gastgeber immer wieder für Auflockerung sorgt. „Jörg!“ ruft
Kalla Wefel und stürmt auf den Angesprochenen im Publikum zu, um ihm die Hand zu
schütteln. Schließlich sitzt dort der Bruder einer verflossenen Liebe. So etwas
muss sein. Schließlich sollen sich beim Heimatabend im Café Spitzboden alle wie
zu Hause fühlen. Auch wenn das Thema es dieses Mal in sich
hatte.
„Anstrengend, aber informativ“ brachte Kalla Wefel den Abend nach über
drei Stunden auf den Punkt. Denn bei „Osnabrück und seine Gegenwartsliteratur“
gab es so einiges unter einen Hut zu bringen: Krimis, Historien- und
Gegenwartsromane, Autobiografien, Lexika und dazu noch eine ganze Reihe an
Fragen rund um die Literatur.
Für ein bisschen Ordnung hatte Heiko Schultze
im Vorfeld gesorgt. Der Autor, der beim Heimatabend als Moderator fungierte,
hatte Schriftsteller und Funktionsträger in drei Kategorien aufgeteilt. Was ihn
selbst und das Publikum zum Schmunzeln brachte, wenn da eine Einordnung „Krimis,
ältere Geschichte und Unterhaltung“ heißt. Bei aller Vielfalt fehlt der
Osnabrücker Literaturszene jedoch eines: junge Autoren. So sieht es jedenfalls
Verleger Alfred Büngen vom Geest-Verlag, der „eine eventuelle Veralterung“ der
Osnabrücker Literaturszene konstatierte. Die meisten Autoren aus Osnabrück, die
Manuskripte bei ihm einreichen, seien über 60, kaum einer unter 40. Das ließ
sich zumindest auch in der Runde an diesem Abend feststellen.
Gleich mehrere
Gäste des Heimatabends haben beim Geest-Verlag veröffentlicht: Heiko Schultze,
Tina Schick, Volker Issmer und Marianne Semnet. Aber auch Autoren anderer
Verlage waren dabei. Den größten Erfolg hat dabei Michael Wilcke vorzuweisen,
der beim Berliner Aufbau-Verlag veröffentlicht – und übrigens der einzige
Vertreter unter 40 Jahren war. Auch Anke Fedrowitz hat einen besonderen Erfolg
vorzuweisen. Ihr Interviewband „Deine Türken werden ganz schön frech . . .“ wird
derzeit für die Cambridge University Press digitalisiert.
Oft haben es die
regionalen Autoren nicht leicht. Zwar präsentieren einige Buchhandlungen ihre
Titel schon mal an gesonderten Stellen. „Unser täglich Brot verdienen wir damit
nicht“, sagte Elisabeth Zumbrägel von der Buchhandlung Jonscher. Wie gefragt die
Bücher seien, hänge stark davon ab, ob sie in der Presse besprochen
werden.
Einen sehr berühmten Autor hat Osnabrück immerhin vorzuweisen: Erich
Maria Remarque. Der aber habe sich später von der Osnabrücker Literaturszene
distanziert, so Thomas Schneider, Leiter des Remarque-Friedenszentrums.Doch
heute gibt es in der literarischen Szene Osnabrücks vielleicht „ein wenig zu
wenig Selbstbewusstsein“. So sieht es jedenfalls Beatrice LeCoutre-Bick,
Leiterin des Literaturbüros. Dabei könnte es so viele Autoren und Dichter geben.
„Wir sind alle Schriftsteller und Schriftstellerinnen“, sagte Kalla
Wefel.