NWZ berichtet über die Buchpremiere von Reinhard Rakow „An den Seiten die Irrtümer“

„An den Seiten die Irrtümer“

 

Reinhard Rakow stellt sein neues Buch im Schifffahrtsmuseum vor

 
 
 
Der Autor beschreibt in seinem Buch auch Auftritte von Künstlern. Er nimmt sich ebenfalls Ausstellungen und Konzerten an.

Brake „Mein neues Buch ist gerade druckfrisch vom Verlag geholt worden“, berichtete Reinhard Rakow stolz kurz vor seiner Lesung im Schiffahrtsmuseum Unterweser. Vor zehn Zuschauern stellte er Rezensionen zu Themen wie Literatur, Kunst, bildende Kunst sowie Tagebucheinträge und Zeitgeschichte vor. In teilweise überaus langen Schachtelsätzen beschreibt der Autor in seinem Buch „An den Seiten die Irrtümer“ Auftritte von Künstlern, Ausstellungen und konzertante Ereignisse in der Region.

Vom Menschsein

Gleich zu Beginn der Lesung setzt sich Rakow mit der Situation in der NS-Zeit auseinander. „Im Oktober 1939 ergreifen die Nazis mit der Aktion T 4 nachhaltige Schritte zur Senkung der Kosten im Gesundheitswesen“, heißt es bei ihm. Er berichtete vom Freibrief, Menschen zu ermorden, und resümierte am Ende, dass der Mensch eben nur ein Mensch sei und nicht nur ein absoluter Wert.

Reinhard Rakow warf die Frage auf, ob jeder Prominente über 50 unbedingt eine Biografie schreiben müsse. So wie Helmut Karasek, der sich 73-jährig noch dazu berufen fühlte. Daneben stehe Roger Willemsen, auch einer von vielen Biografie-Schreibern. Doch hier hatte Rakow es die Sprache angetan, die Faszination, mit der der Autor angetreten ist. Akribisch zerlegte Rakow die Werke bis aufs I-Tüpfelchen und zeigte auf, dass auch er mit Sprache spielen kann.

Es folgte ein Tagebuchtext über eine Lesung aus dem Jahre 2006. Das Literaturbüro Oldenburg hatte Autor und Verleger Klaus Bittermann eingeladen, dem jedoch im Laufe der Lesung die Stimme versagte. Rakow stellte dann Dialoge mit einer Hörerin in den Mittelpunkt, die aufgrund des Versagens ihres Hörgerätes kaum mitbekam, dass der eigentliche Star des Abends nicht zu verstehen ist.

Rakow sprang von Genre zu Genre und verharrte auch kurz bei der bildenden Kunst. In dem Text ging es um eine Ausstellung von Laurenz Berges im Oldenburger Kunstverein aus den Jahren 2012/2013. Die Bilder – die sich auf Stillleben ehemaliger Lebensräume beziehen – beschrieb Rakow so, dass der Betrachter hier wahre Antwortfluten erhielt. „Ich habe Respekt vor der Magie des Augenblicks.“

Die bildende Kunst

Als ein Beispiel für das Genre bildende Kunst sieht der Autor den Maler Per Kirkeby. Hier stellte Rakow die Frage, ob seine Malerei Krickelkrakel aus der ausgequetschten Farbtube oder Kunst sei. Noch eine Antwort, die der Autor dem Publikum schuldig blieb.

Auch aus dem Genre Musik trug der Autor an diesem Abend vor. Rezitationen über Klassisches wie die Johannispassion oder auch ein Konzert mit Justus Franz, den er als den Meister des Freistildirigierens bezeichnet, sind aus seiner Feder geflossen. Die Leser sollten schon ein wenig Interesse an Kunst und Sprache mitbringen, wenn sie sich „An den Seiten die Irrtümer“ versuchen wollten, so Rakow. Warum aber Irrtümer, wenn der Autor doch einen Teil der Texte sehr positiv darstellte?