Offener Brief von Ingrid Ihben an die politischen Kräfte der BRD in Parlament und Regierung zwecks Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Pflegekräften

Betrifft Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte

Wir befinden uns im „Super-Wahljahr“ und es gibt leider gute Gründe, dass die Bundesregierung in der öffentlichen Wahrnehmung ein denkbar schlechtes Bild abgibt.

Am Beispiel Gesundheitswesen zeigt sich das totale Versagen der politischen Elite unseres Landes.

Hier ein paar Hinweise:

Mit Sicherheit kennen Sie in Ihrem persönlichen Umfeld Menschen, die in der Pflege tätig sind. Vermutlich werden Sie aber kaum jemand benennen können, der/die von dem vollmundig angekündigten Pflegebonus profitiert hat. Die Einlösung dieses Versprechens wurde durch willkürliche Regulierungen derart verwässert, dass der Bonus die Pflegekräfte nicht oder nur in Ausnahmefällen erreicht hat.

Der Rückzug der öffentlichen Träger im Gesundheitswesen zugunsten privater Betreiber begünstigt eine dramatische Fehlentwicklung. Lukrative, wenig personalintensive Eingriffe z. B. in der orthopädischen Chirurgie werden über Bedarf vorgenommen (öffentliche Werbeveranstaltungen in Kliniken). Dagegen werden pflegeintensive Bereiche mit schlecht kalkulierbaren Krankheitsverläufen vernachlässigt. Auch wenn diese Entwicklung insbesondere für Anteilseigner und Spitzenverdiener attraktiv ist, bleibt der volkswirtschaftliche Schaden enorm.

Die Demoralisierung des Pflegepersonals hat ein bedrohliches Ausmaß angenommen. Ausländische Pflegekräfte tragen sich mit dem Gedanken, in ihre Heimatländer zurückzukehren, da die deutschen Arbeitsbedingungen unerträglich geworden sind.

Es ist nicht nachzuvollziehen, dass gut ausgebildete Pfleger*innen ungefähr die Hälfte des Lohns von angelernten Industriearbeitern oder Arbeiterinnen erhalten. Letztgenannte werden hingegen kaum zwölf oder mehr Dienste im ständigen Wechsel leisten müssen oder aus ihrer Freizeit zu zusätzlichen Schichten abberufen werden.

Auch wenn Gehaltsfragen durch die Tarifpartner geregelt werden, ist eine politische Einflussnahme möglich. Gerade die CDU, die sich als politischer Arm der Wirtschaft und der kirchlichen Institutionen versteht, könnte an dieser Stelle tätig werden. So werden z.B. auch die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie durch gesetzgeberische Maßnahmen reguliert.

Während die Staatshilfen oft freigiebig verteilt wurden, wurde für Pflegekräfte lediglich applaudiert. Nicht wenige der im Gesundheitswesen Beschäftigten betrachten diesen Applaus inzwischen zu Recht als Häme oder gar als blanken Zynismus.
Sollten die politisch handelnden Kräfte auch weiterhin, wie bereits Jahre zuvor, nichts für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen unternehmen, wird der Personalschwund in diesem Bereich noch beträchtlich zunehmen. 9000 Pflegekräfte haben bereits in den letzten Monaten gekündigt. Um sich entsprechend Gehör zu verschaffen, benötigen sie Zeit und Energie, aber die haben sie nicht, weil sie sich aufopfernd um kranke Menschen kümmern.

Ich möchte Sie herzlichst bitten, sich für die Pflegekräfte einzusetzen, denn Pflege geht uns alle an.

Ingrid Ihben

Lange Str. 30

26802 Moormerland

ingridihben@ymail.com

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