Peter Sodann mit Premiere Erich Kästner: Fabian und Premier von Kinderpilosophen und Gedichteschmiede heute

Heute geht es wieder rund im Schulzentrum in Berne.

Die Berner Bücherwochen bieten heute in der Aula der Schule

19.00 Uhr Premiere der Kinderphilosophen und der Gedichteschmiede Ganspe

20.00 Uhr Premiere von Peter Sodanns Inszenierung von Erich Kästner



Dass die Nazis Erich Kästners Bücher verbrannten und ihn mit einem
Publikationsverbot belegten, hat seinen Grund in Kästners Roman
"Fabian". Den stuften die braunen Schergen nämlich als "umoralisch,
undeutsch und zersetzend" ein.

1931, im Vorfeld der "Machtergreifung", entstanden, schildert der
Roman am Beispiel der Titelfigur Fabian den Niedergang der Weimarer
Demokratie, zugleich aber auch den Verlust an Menschlichkeit unter dem
Diktat wirtschaftlicher Zwänge. Die Arbeitslosigkeit greift um sich,
entwurzelt Existenzen. Anstand, Freundschaft und Liebe zählen nichts
mehr, jeder sieht nur noch zu, wie er sich selber durchschlägt.
Fassungslos muss Fabian, ein von Moral beseelter Gutmensch, miterleben,
wie jeder gegen jeden kämpft, wie man sich prostituiert und über
Leichen geht. Zum Schluss geht auch der hoffnungslose Idealist Fabian
im Strudel der Zeiten unter.

"Fabian" wurde Ende der Siebziger verfilmt, u.a. mit Brigitte Mira
und Charles Regnier, der Film mit einem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.

Peter Sodann, Gründer und langjähriger Intendant des Neuen Theaters
in Halle, brachte den "Fabian" im Jahre 2000 als Schauspiel auf die
Bühne; für vier Spielzeiten sorgte die Aufführung dort zuverlässig für
volle Häuser. Nun hat Peter Sodanns Sohn Franz, Regisseur und
Schauspieler in Potsdam, die Romanvorlage für ein Drei-Personen-Stück
als szenische Lesung eigens für die Zweiten Berner Bücherwochen völlig
neu eingerichtet. "Fabian ist ein Roman, der auf unterhaltsame Weise
ernst und auf ernste Weise unterhaltsam ist, auch weil er nicht an
Aktualität eingebüßt hat" , sagt Franz Sodann. In der Tat macht seine
Inszenierung die Parallelen zwischen damals und heute auf ebenso
frappierende wie beklemmende Weise deutlich. "Kälte zwischen Menschen,
emotionale Bindungslosigkeit, Manipulation durch die Medien und das
Verkommen zwischenmenschlicher Beziehungen zu wirtschaftlichen
Rechengrößen" greifen auch in der aktuellen Krise um sich.

Die Premiere findet statt am 30.10.2009 um 20 Uhr im Schulzentrum Berne.

Wie im Schauspiel Halle übernimmt Franz Sodann die Rolle des Fabian.
Vater Peter Sodann liest die übrigen Männerrollen und die verbindenden
Texte. Für die Frauenrollen und die Musiken zwischen einzelnen Kapiteln
konnte Nicoline Schubert gewonnen werden. Die Schaupielerin gehört dem
Ensemble des Hans-Otto-Theaters Potsdam an, wo sie zuletzt die Éliante
im Molieres "Menschenfeind" und die Hermia in Shakespeares
"Sommernachtstraum" gab.

Die "Berner Bücherwochen" werden am Abend zuvor, 29.10., 19:00,
ebenfalls im Schulzentrum, mit ersten Lesungen und der Premiere der
Anthologie "Grenzerfahrungen" eröffnet, die auf der Veranstaltung für
Autoren und für das Publikum bereit gehalten wird. Zur
Eröffnungsveranstaltung liegen bereits zahlreiche Anmeldungen von
Anthologieautoren aus der Region, aber auch aus Wien, Berlin, Hamburg
und Bremen vor. Das Buch "Grenzerfahrungen" wird Beiträge von Autoren
aus der ganzen Welt umfassen, darunter ca. ein Drittel aus der
heimischen Region. Wie Bücherwochen-Organisator Reinhard Rakow
mitteilte, konnte Peter Sodann dazu gewonnen werden, das Vowort für das
Buch zu verfassen.

Die
Berner Bücherwochen sind eine durch Sponsorenmittel ermöglichte
Veranstaltung der Gemeinde Berne. Sie werden in diesem Jahr gefördert
von der Stiftung Niedersachsen, EWE-Stiftung, OLB-Stiftung,
Oldenburgische Landschaft, Bezirksverband Oldenburg und der
Kulturstiftung des Landkreises Wesermarsch.