Pfingsten - Was ist das eigentlich?

Pfingsten (von griech. πεντηκοστή [ἡμέρα], pentekostē [hēmera], „der
fünfzigste Tag“) ist das christliche Fest der Entsendung des Heiligen
Geistes. Es geht auf das jüdische Wochenfest Schawuot zurück und wird
wie dieses am fünfzigsten Tag nach Ostern bzw. Pessach gefeiert.

Im Neuen Testament wird in der Apostelgeschichte erzählt, dass der
Heilige Geist auf die Apostel und Jünger herabkam, als sie zum
Pfingstfest (Schawuot) in Jerusalem versammelt waren (Apg 2,1-41 EU).
Dieses Datum wird in der christlichen Tradition auch als Gründung der
Kirche verstanden. Als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im
Jahr 130 erwähnt.

Jüdischer Ursprung

Das christliche Pfingstereignis fand nach Apg 2,1 EU am jüdischen Fest
Schawuot statt. Dieses Fest feiert die Offenbarung der Tora an das Volk
Israel und gehört zu den Hauptfesten des Judentums. Schawuot bedeutet
Wochen und weist mit diesem Namen auf die mit dem fünfzigsten Tag
vollendeten sieben Wochen nach dem Pessachfest hin. Bereits aus dieser
Tradition stammt der griechische Name pentekostē, aus dem der deutsche
Begriff „Pfingsten“ hervorgegangen ist. Schawuot ist gleichzeitig ein
Erntedankfest, da es den Abschluss der mit Pessach beginnenden
Weizenernte markiert.

Pfingsten im Neuen Testament

Im 2. Kapitel der Apostelgeschichte werden die Erfahrungen der Jünger Jesu beim Schawuot-Fest in Jerusalem geschildert:

* Als der Pfingsttag gekommen war, geschah ein Brausen vom Himmel
und sie wurden von dem heiligen Geist erfüllt (Apg 2,1-4 EU):

„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort
beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von
einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte
sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem
heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der
Geist ihnen gab auszusprechen.“

* Durch den Propheten Joel hatte Gott vorausgesagt, dass er in den
letzten Tagen von seinem Geist auf alles Fleisch ausgießen werde, und
wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden (Apg 2,15-18
EU):

„… das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel
3,1-5 EU):, Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott,
da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure
Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen
Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine
Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist
ausgießen, und sie sollen weissagen … Und es soll geschehen: wer den
Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.‘“

* Nach der Auferweckung Jesu wurde der heilige Geist ausgegossen
und das ganze Haus Israel soll wissen, dass Gott diesen Jesus zum Herrn
und Christus gemacht hat (Apg 2,32-36 EU):

„Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Da
er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den
verheißenen heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie
ihr hier seht und hört … So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss,
dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus
gemacht hat.“

* Als Petrus gefragt wurde, was getan werden solle, antwortete er:
Buße zu tun und sich taufen zu lassen auf den Namen Jesu Christi zur
Vergebung der Sünden, um den verheißenen heiligen Geist zu empfangen.
Am Pfingsttag nahmen dreitausend Menschen sein Wort an (Apg 2,37-41 EU):

„Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie
sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder,
was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von
euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer
Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Denn
euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind,
so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird … Die nun sein Wort
annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt
etwa dreitausend Menschen.“

Pfingsten als religiöses Fest

Das Pfingstfest, auch bezeichnet als „Geburtstag der Kirche“, ist
sowohl ein eigenes kirchliches Fest, an dem das – von Jesus
angekündigte – Kommen des Heiligen Geistes gefeiert wird, als auch
zugleich der feierliche Abschluss der Osterzeit. Nach dem christlichen
Glauben – wie Petrus ihn in seiner Pfingstpredigt zum Ausdruck gebracht
hat – folgt auf die Buße (Apg 2,38 EU) die Taufe auf den Namen Jesu
Christi. Das Empfangen des Heiligen Geistes kann durch Handauflegung,
wie in Apg 8,15-17 EU, oder auch während der Predigt, wie in Apg 10,44
EU, geschehen. In jedem Fall ist aber der Glaube an Jesus Christus
Voraussetzung. Jeder Christ ist nach dem Neuen Testament demnach ein
„Tempel des Heiligen Geistes“.

Im Evangelium nach Lukas (Lk 24,49 EU) heißt es, dass der Gottesgeist als „Kraft aus der Höhe“ herabkommen wird.

Das Johannesevangelium (Joh 20,19-23 EU) beschreibt, dass der
Auferstandene am Abend des Ostertages in die Mitte seiner Jünger kam,
sie anhauchte und mit den Worten „Empfanget den Heiligen Geist!“ ihnen
den Geist Gottes übertrug.

Als „Pfingstwunder“ bezeichnet man die in der Apostelgeschichte
beschriebene wunderbare Fähigkeit der Jünger, in anderen Sprachen zu
sprechen und andere Sprachen zu verstehen. Damit wurde aus christlicher
Sicht die „Babylonische Sprachverwirrung“ aufgehoben, mit der Gott die
Menschen für die Hybris des Turmbaus zu Babel bestraft hatte.
Theologisch steht dies für die Mission der Kirche, alle Menschen
unabhängig von ihrer Nationalität und Ethnizität anzusprechen.

Zur Liturgie der römisch-katholischen Kirche gehört das Gebet um das
Kommen des Heiligen Geistes in der Pfingstnovene, den neun Tagen
zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Das Hochfest selbst beginnt mit der
Vesper am Vorabend und endet mit der zweiten Vesper des
Pfingstsonntags. Zu den liturgischen Besonderheiten gehört die
Pfingstsequenz Veni Sancte Spiritus („Komm, Heiliger Geist“), einer von
insgesamt fünf noch verbliebenen offiziellen Sequenzen im Kirchenjahr.
Der Pfingstmontag wurde in einigen Ländern als zweiter Feiertag und
Oktavtag der früheren Pfingstoktav beibehalten, zählt aber liturgisch
eigentlich nicht mehr zur Osterzeit, sondern bereits zum Jahreskreis.

Pfingsten als gesellschaftlicher Festtag

In vielen Regionen existieren Pfingstbräuche, so zum Beispiel das
Pfingstbaumpflanzen in der Lüneburger Heide, in Oelde der
Pfingstenkranz, in Mecklenburg das Schmücken des Pfingstochsen, in
Frankfurt am Main der Wäldchestag, in Halle (Saale) der
Knoblauchsmittwoch, die Geißbockversteigerung in Deidesheim oder die
Heimensteiner Kirmes in Heilbad Heiligenstadt. Viele Jugendgruppen
führen Pfingstzeltlager durch.

In Österreich und Teilen von Deutschland ist in der Nacht von
Pfingstsonntag auf Pfingstmontag die Unruhnacht (Bosheitsnacht).
Ursprünglich sollten in dieser Nacht böse Geister ausgetrieben werden,
jetzt werden in der „Unruhnacht“ den Mitbürgern verschiedene Streiche
gespielt, zum Beispiel wird die Gartenbank des Hauseigentümers
versteckt, oder seine Haustür wird mit Blumenstöcken verstellt. Diese
Aktivitäten werden auch als Pfingststehlen bezeichnet. Alles, was nicht
durch ein Dach geschützt ist, darf mitgenommen und versteckt werden.

Ein weiterer Brauch zu Pfingsten, der in Deutschland praktiziert wird,
ist das sogenannte „Birkenstecken“. In der Pfingstnacht machen sich
Junggesellen auf, um ihrer Liebsten eine Birke an die Hauswand zu
stellen. Dies symbolisiert seine Zuneigung zu ihr. Zudem ist es in
einigen Landstrichen üblich, eine Kalkspur von der gesteckten Birke bis
zum Haus des Junggesellen zu streuen, um die Herkunft der Birke
aufzuklären.

Feiertag

Der Pfingstmontag ist ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland,
Österreich, Luxemburg und weiten Teilen der Schweiz. In Deutschland
forderten Wirtschaftsverbände 2005 seine Abschaffung. Sämtliche im
Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der FDP sprachen sich
ebenso wie die Kirchen und Gewerkschaften gegen diesen Vorschlag aus.

In Frankreich ist 2005 der Versuch der Regierung Raffarin, den
Pfingstmontag zum unbezahlten Feiertag zu machen, am Widerstand der
Bevölkerung gescheitert. Ein für die Regierung erstellter Bericht kam
allerdings zu dem Schluss, dass trotz der Abschaffung des
Pfingstmontags zuletzt rund 52 Prozent der Erwerbstätigen an diesem Tag
nicht gearbeitet hätten. Schulen und öffentliche Dienststellen blieben
meist geschlossen. Der Pfingstmontag ist daher seit 2008 wieder
Feiertag.

In Schweden wurde der Pfingstmontag als Feiertag im Jahre 2005
abgeschafft. Stattdessen ist ab demselben Jahr der schwedische
Nationalfeiertag, der 6. Juni, nunmehr auch ein gesetzlicher und damit
arbeitsfreier Feiertag. In Italien (mit Ausnahme von Südtirol) wurde
der Pfingstmontag als gesetzlicher Feiertag vor einigen Jahren
abgeschafft, man will ihn aber wieder einführen, zusammen mit anderen
kirchlichen Feiertagen. Es liegt ein diesbezüglicher Gesetzentwurf im
römischen Parlament auf. (Senat: Nr.940; Kammer: Nr. 1647).

Pfingstdatum
Pfingstsonntage
von 2009 bis 2017 Jahr    
Westliche
Kirchen
2009     31. Mai
2010     23. Mai
2011     12. Juni
2012     27. Mai
2013     19. Mai
2014     8. Juni
2015     24. Mai
2016     15. Mai
2017     4. Juni

Auf welchen Tag Pfingsten fällt, hängt ganz vom Osterdatum ab. Gemäß
antiker Praxis wird bei der Zählung der fünfzig Tage der Ostersonntag
als erster Tag berücksichtigt. Damit fällt der Pfingstsonntag stets auf
die Zeit zwischen dem 10. Mai und dem 13. Juni. Wenn Ostern
beispielsweise auf den 23. März fällt (wie im Jahr 2008), dann wird
Pfingsten am 11. Mai gefeiert. Seit der Einführung des Gregorianischen
Kalenders fiel das Pfingstfest nur viermal auf den 12. Juni, und zwar
in den Jahren 1639, 1707, 1791 und 1859 (nächstes Auftreten: 2011). Das
gleiche gilt auch für den 10. Mai (frühester Termin) und 13. Juni
(spätester Termin). Hier waren es für den 10. Mai die Jahre 1598, 1693,
1761 und 1818 (nächstes Auftreten: 2285). Die Jahreszahlen für den 13.
Juni lauten: 1666, 1734, 1886, 1943 (nächstes Auftreten: 2038). Noch
seltener, nämlich nur zweimal, fiel der Feiertag auf den 12. Mai. Das
geschah 1799 und 1940, und erst im Jahre 2391 wird es wieder so weit
sein.

Literatur

* Christel Dhom: Unser Frühjahrs- und Osterbuch. Mit Kindern den
Jahreslauf erleben von Fasching bis Pfingsten; Stuttgart: Verlag Freies
Geistesleben, 2004, ISBN 3-7725-2025-1
* Jens Herzer: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Weihnachten. Was
wissen wir über die Ursprünge des Christentums?; Brennpunkt: Die Bibel,
Bd. 4; Berlin: Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft und von
Cansteinsche Bibelanstalt, 2000, ISBN 3-7461-0144-1
(allgemeinverständlich und wissenschaftlich fundiert)
* Katholisches Bibelwerk (Hrsg.): Gottes Volk. Bibel und Liturgie
im Leben der Gemeinde; Teil 4; Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2005,
ISBN 3-460-26635-X
* Joseph Ratzinger: Komm, Heiliger Geist! – Pfingstpredigten, ISBN 3879042993
* Maria Schwabe (Hrsg.): Pfingsten statt Babel. Zur Mystik und
Spiritualität im Weltsozialforum; Bonn: Missionszentrale der
Franziskaner, 2004
* Alfons Weiser, Karl-Heinrich Bieritz, Henning Schröer, Petra
Sevrugian: Art. Pfingsten/Pfingstfest/Pfingstpredigt I.
Neutestamentliche Grundlagen des Pfingstfestes II. Das Pfingstfest in
der Kirchengeschichte III. Praktisch-theologische Aspekte IV.
Pfingstpredigt V. Ikonographisch; in: Theologische Realenzyklopädie 26
(1996), S. 379-398 (enzyklopädischer Überblick mit weiterer Literatur)

aus:www.wikipedia.de