Presse berichtet über Berner Bücherwochen

Bischof bei Berner BücherwochenKultur Jan Janssen spricht in der St.-Aegidius-Kirche - Musik von Dirk Lüken

Am Mittwoch stellen die Schüler des Schulzentrums ihr Buch "Grenzerfahrungen" vor. Die Texte wurden auch vertont.
Von FRiederike Kloth

Berne
- Musik, Literatur und Vorträge - bei den zweiten Berner Bücherwochen
ist auch in dieser Woche ein abwechslungsreiches Programm geplant.
Am
Dienstag, 11. November, lesen Autoren im Autohaus Lampe aus dem Buch
"Grenzerfahrungen". Brigitta Röben (Nordenham) und Ulrike Kleinert
(Bremen) tragen ihre eigenen Beiträge vor. Margret Lohmüller liest
einen Beitrag von Catharina Stein "up Platt" und Hanno Girke übernimmt
einen Text von Andreas Thaler aus Graz.
Die Veranstaltung steht unter dem Titel "Von den Grenzen des Mutes", Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Am
Mittwoch, 11. November, stellen die Schüler des Schulzentrums Berne ihr
Buch "Einfach grenzwertig" vor. Verfasst wurden ihre Texte während
eines Schreibtages im vergangenen Schuljahr. 160 Seiten dick ist es
geworden - und handelt von Liebe, Freundschaft und Vertrauen. Nikolai
Komar, Musiklehrer am Schulzentrum, hat mit Schülern Texte aus dem Buch
vertont, teils unter Verwertung eigens komponierter Melodien. Die
Moderation der Veranstaltung übernimmt Karl-Heinz Pauli-Erythropel. Der
Eintritt ist frei. Ebenfalls am Mittwoch, 11. November, stellt der
Komponist Dirk Lüken seine Texte vor, die er eigens für die Berner
Bücherwochen vertont hat. Beginn des Kammerkonzertes ist um 20 Uhr in
der St.-Aegidius-Kirche. Mitwirken werden die Mezzosopranistin Edwina
Treptow (Oldenburgisches Staatstheater), die Geigerin Helga Thomas,
Volkmar Stickan, Cello (Oldenburgisches Staatstheater), die Kantorei
Berne und Dirk Lüken selbst an Orgel und Truhenorgel. Der Eintritt
kostet 10 Euro.
Nur einen Tag später, am Donnerstag, 12. November, spricht ab 20 Uhr der Oldenburger Bischof Jan Janssen in "Hoffnung im Herbs!
t"
über Grenzerfahrungen. Themen sind Leben, Tod und Erlösung. Der Eintritt ist frei, eine Spende wird erbeten.
Jazz-Musik
gibt es am Freitag, 13. November, ab 20 Uhr im Schulzentrum vom Chor
"Keep on Smiling" zu hören. Der Eintritt kostet 12 Euro.
Karten für die Berner Bücherwochen gibt es bei Reinhard Rakow

 

(NWZ)

*****************************

lte Lieder im Schulzentrum
"Grenzgänger" gastierten mit dem
"Bettlerbankett"

Von
Hannelore Johannesdotter Berne. Sie
haben die Lieder der Wandergesellen und Burschenschaften aus den
Archiven geholt, und bringen sie, mit Elementen zeitgenössischer Musik
aufgepeppt wieder auf die Bühne: Die "Grenzgänger" aus Bremen
gastierten im Rahmen der Bücherwochen jetzt im Berner Schulzentrum.
Am Vormittag bildeten rund 90 Schülerinnen und Schüler der neunten und
zehnten Klassen die Zuhörerschaft in der Schulmensa. Sie hörten Texte
von arbeitslosen Burschen auf der Suche nach einer Anstellung, von den
Sorgen der Menschen während der Wirtschaftskrise und Inflation 1929,
von mittellosen Studenten. Sänger Michael Zachcial sagte jeden Titel
vor dem Vortrag Titel an.
Zachcial ist der Motor der inzwischen
20 Jahren alten "Grenzgänger" aus Bremen. Er selbst trägt die
Volkslieder mit seiner modulationsfähigen gut tragenden Stimme vor und
spielt die Gitarre. Ihm zur Seite stehen Jörg Fröse, Mandoline und
Geige, der auch im Wechselgesang mit Zachcial zu hören war. Seit einem
Jahr dabei ist die Cellistin Annette Rettich, jüngster im Quartett ist
Felix Kroll auf dem Akkordeon.
Hintergrund für die intensive
Beschäftigung mit dem alten Liedgut, sei, so erklärte Zachcial den
Schülern, die Geschichte zu kennen, da es ohne historisches Wissen
schwierig sei, Zusammenhänge zu verstehen. Die oft ironisch
eingefärbten Texte gaben in ihrer Derbheit und Direktheit durchaus zum
Schmunzeln Anlass. Dahinter steckten aber stets sehr ernste Themen,
die, so hoffte Zachcial, angesichts von Finanz- und Wirtschaftskrise
sowie Arbeitslosigkeit heute wieder aktuell seien.
Dennoch zeigte
sich, dass vieles an den Schülern vorbei ging. Das Gastspiel der Gruppe
"Grenzgänger" war, wie zu erfahren war, im Unterricht nicht
geschichtlich eingeordnet worden. Ein Refrain wie "…und so habe ich am
Ende nichts gerettet als den Rock und den Stock und die Schuh'" blieb
letztlich inhaltslos. Auch der makabre Kästner-Text "Hunger ist
heilbar" rief Reaktionen des Verstehens nur bei den Pädagogen hervor.
Bedauerlicherweise würdigten drei Jungen mit übertriebenen Zugaberufen,
Laola, und unpassenden Bemerkungen das musikalische Engagement der
Interpreten herab. Die "Grenzgänger" traten abends vor Erwachsenen mit
ihrem "Bettlerbankett" noch einmal in der Mensa auf.


Eine Premiere zu den Bücherwochen

Kästners "Fabian" szenisch gelesen

Von Hannelore Johannesdotter
Berne.

Viele
kennen ihn als Tatort-Kommissar Bruno Ehrlicher, andere als Kandidaten
der Partei Die Linke bei der jüngsten Wahl zum neuen Bundespräsidenten.
Ob so oder so - Peter Sodann aus Halle ist auf jeden Fall ein Zugpferd,
wenn großes Theater in der Provinz stattfindet.
Der Gründer und
langjährige Intendant des Neuen Theaters in Halle gastierte zusammen
mit seinem Sohn Franz und der Schauspielerin Nicoline Schubert jetzt in
Berne. Auf ihrem Programm stand Erich Kästners "Fabian" als szenische
Lesung für drei Personen - ein Stück, das Franz Sodann für die Berner
Bücherwochen neu eingerichtet hatte und das hier jetzt seine Premiere
feierte. Rund 100 Besucher erlebten eine Inszenierung, die zwischen
Kästners 1931 erschienenem Roman und heute frappierende wie beklemmende
Parallelen aufzeigte.
"Fabian ist ein Roman, der auf
unterhaltsame Weise ernst und auf ernste Weise unterhaltsam ist, auch
weil er nicht an Aktualität eingebüßt hat", findet Franz Sodann.
Eindrücklich erlebten die Zuschauer mit, was eine Wirtschaftskrise aus
Menschen macht. Peter Sodann hatte den Roman im Jahr 2000 als
Schauspiel auf die Bühne in Halle gebracht. Dort wie hier übernahm
Franz Sodann die Rolle des Fabian. Sein Vater las die übrigen
Männerrollen und die erzählenden Texte. Nicoline Schubert vom Ensemble
des Hans-Otto-Theaters Potsdam sprach die Frauenrollen und ließ auf der
Geige mit dem "Lied vom traurigen Sonntag" das tragische Ende des
Romans ahnen.

Entspannte Lacher im Publikum

Jakob Fabian, 32
Jahre, promovierter Literaturgeschichtler, zurzeit Werbetexter für eine
Zigarettenfirma in Berlin, beobachtet das Leben genau und mit einer
Portion Ironie. Die sorgt immer wieder für entspannende Lacher im
Publikum. Er begegnet Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten,
erlebt eine Reihe erotischer Abenteuer. "Mein Geschmack spricht für
Blond, meine Erfahrung dagegen."
Langjährige Freundschaft
verbindet Fabian mit dem Literaturwissenschaftler Stefan Labude, der
über Lessing promovieren will. Nebenbei bemerkt: Fabians Mutter und er
sind die Einzigen, die Fabian mit Vornamen ansprechen. Die Freunde
verbindet die Neigung zu pessimistischer Sozialkritik. "Die
Vernünftigen werden nicht an die Macht kommen, und die Gerechten noch
weniger." Labude begeht Selbstmord, nachdem die Freundin ihn verlassen,
ihm die Ablehnung seiner Habilitationsschrift mündlich mitgeteilt
worden ist. Fassungslos stellt Fabian fest, dass dem Freund aus
Missgunst hier mit einer "Witzlüge" übelst mitgespielt wurde.
Schließlich verliert er seinen Job. "Meine Kündigung ist eine Folge des
vom Aufsichtsrat beschlossenen Reklamebudgets", erklärt er dem Kollegen
Fischer. "Sie dürfen bleiben - Ihr Gehalt ist kleiner." Er geht in
seine Heimatstadt in der Provinz zurück, lehnt eine Stellung als
externer Mitarbeiter bei einer Zeitung ab, da er nicht bereit ist, für
zwei Hunderter im Monat zu Kreuze zu kriechen, sprich: Praktiken
mitzutragen, die er für zutiefst unmoralisch hält. Beim Versuch, ein
Kind vor dem Ertrinken zu retten, verliert er selbst das Leben.

Eine
der brillantesten Satiren

Erich Kästners Roman "Fabian"
gilt laut Kindlers Neuem Literaturlexikon als "eine der brillantesten
Satiren auf deutsche Zustände in der Weimarer Republik und während der
großen Weltwirtschaftskrise um 1930". Bekannt ist Kästner als Autor
humorvoller Kinderbücher wie "Emil und die Detektive", "Pünktchen und
Anton", "Das doppelte Lottchen".

Die szenische Lesung "Fabian"
war ein erster Höhepunkt der Bücherwochen, die bis Sonntag, 22.
November, noch mehr als 20 kulturelle Veranstaltungen in der Gemeinde
Berne bieten. Weitere Highlights dürften eine Lesung mit der
Schauspielerin Hannelore Hoger (Sonntag, 15. November) und ein Konzert
mit der amerikanischen Geigenvirtuosin Ida Bieler am Sonntag, 22.
November, sein. Nähere Informationen über das Programm sind im Internet
unter buecherwochen.geest-verlag-verstehen.de zu finden oder bei
Organisator Reinhard Rakow, Telefon 04406/920046, abzurufen. Peter
Sodann hat übrigens mit einem Vorwort einen Beitrag zu der
Bücherwochen-Anthologie "Grenzerfahrungen" geleistet.