Presse berichtet über Lesung von Nicoleta Craita Teno in der Remise in Hude

Hude In der voll besetzten Huder Klosterremise stellte jetzt die stumme Autorin Nicoleta Craita Ten’o ihren Roman „Man bezahlte den Kuckuckseiern den Rückflug“ vor. Ihr Verleger Alfred Büngen vom Geest-Verlag stellte ihr dabei seine Stimme zur Verfügung. Craita Ten’os Roman über das Schicksal eines rumänischen Roma-Mädchens ist fiktiv, dennoch fließen eigene Erlebnisse der Autorin mit ein.

Da sie in Rumänien geboren wurde, kennt sie, obwohl selbst keine Roma, deren gesellschaftliche Strukturen und Denkweisen, denn sie hat als Kind viel mit Kindern der Roma gespielt. Ihre Protagonistin Magdalena wächst in bitterster Armut auf und ist als Mädchen zunächst ihrem Vater und später ihrem Ehemann vollkommen untertan. Für andere Männer ist sie nur eines: Beute. Sie folgt ihrem Vater für ein paar Wochen nach Deutschland, wo sie als Straßenmusikanten schnell reich werden wollen. Ungläubig erlebt sie bei ihrer Ankunft in Hamburg die für sie märchenhafte Pracht der Stadt und kennt ab da nur noch einen Wunsch: Sie will bleiben. Doch das geht nur, wenn sie ihren brutalen und ausbeuterischen Vetter heiratet.

Die Erlebnisse Magdalenas und die Zustände in Rumänien gehen tief unter die Haut, ebenso das Aufeinanderprallen der Kulturen in Deutschland. Dass das Ende des Romans zumindest versöhnlich genannt werden kann, grenzt an ein Wunder.

Die Autorin, die nach einem traumatischen Erlebnis völlig verstummte und sichtbar geschädigt ist, hat sich neben ihrer Muttersprache fünf weitere Sprachen autodidaktisch beigebracht, wovon sie Deutsch am meisten liebt. Als Nicht-Muttersprachlerin hat sie jedoch einen anderen Blick auf die Sprache: Wörter fließen für sie wie Musik, so die Autorin. Sie schafft dadurch neue Wortkombinationen und Bilder, fordert Aufmerksamkeit vom Leser. Dafür bekam sie das Bremer Autorenstipendium und gilt als eine der sprachbegabtesten jungen Autorinnen.

Im Anschluss beantwortete Nicoleta Craita Ten’o Fragen der Zuhörer, indem sie die Antworten auf einen Zettel schrieb, den Alfred Büngen dann vorlas. Diese Antworten waren zum Teil sehr poetisch und unterstrichen die Haltung einer Frau, die trotz widrigster Lebensumstände ihre positive Einstellung beibehält. Die Zuhörer in der Remise werden diesen Abend wohl nicht so schnell vergessen.

Die Reihe „Literatur in der Remise“ des Freien Deutschen Autorenverbandes (FDA) Nord e.V. geht nun in die Sommerpause. Die nächste Lesung findet dadurch erst wieder am 7. August statt.