REBECCA KLUTH - Mein Kunstwerk (aus der Anthologie: Bittersüße Wirklichkeit)

REBECCA KLUTH
Mein Kunstwerk

In meinem so kurzen Leben
gab es Momente und Stunden und Zeit um
zu sitzen, zerberstend vor Angst
in lauter, in leiser Verzweiflung

Leide mit mir
Schrei‘ mit mir
Und weine
Jede Träne macht uns zum Wir
Spürst du, ich habe kaum eine Wahl
Denn der Schmerz ist ständig bei mir

Hört ihr
Wie es in mir kämpft?
Seht ihr das Zittern
Erschaudern, das Schreien?
Jeder Tag fällt mir so schwer
Würde mir gern mal dein Leben leihen

Da sind Wunden
Die nur langsam verheilen
Und jedes Mal
Wenn mein Blick auf mich fällt
Spüre ich Trauer und Abscheu und Tränen
Nie gedacht, dass mein Hass so weh tät


Dennoch

Meine Narben sind ein Teil meines Weges
Sie erinnern mich daran, gut zu sein
gut zu mir, und zu akzeptieren
meine Tiefpunkte und schlechten Seit‘n

Diesen Teil von mir integrieren
Zu versuchen, dies lieben zu lernen
Mich vor mir selber nicht mehr zu genieren
Auch wenn das oft noch scheint sehr schwer

Außerdem erinnern sie mich
Glück und Zufriedenheit zu schätzen
Auch dass das Leben nicht fair, nicht leicht ist
Und schwarz und weiß miteinander vernetzen.

Meine Narben sind Teil des Kunstwerks
das Kunstwerk hier sei ich
Sie machen mich einzigartig
Sind unperfekt in sich

Mein Weg wäre sonst wohl ein anderer
Ein Weg blendend vor Glanz
Doch ich sehe nun klar wie nie

Mit ihnen
bin ich ganz