Rebellischer Geist mit Liebe zum Wort - zum Tode von Günter Ullmann schreibt die OTZ

Rebellischer Geist mit Liebe zum Wort

Günter Ullmann

Greizer Lyriker Günter Ullmann ist tot
Von OTZ-Redakteurin Katja Grieser Greiz. Er liebte Katzen, das Rauchen
und das Wort: Günter Ullmann. In der Nacht zum Sonntag ist der Greizer
Lyriker nach kurzer schwerer Krankheit in einer Klinik im sächsischen
Kreischa gestorben. Er wurde nur 62 Jahre alt.

Günter Ullmann war ein rebellischer Geist, der dafür bezahlen musste,
dass er eine Meinung hatte und mit ihr nicht hinterm Berg hielt. Er
wurde wegen seines Protestes gegen den Einmarsch der Truppen des
Warschauer Paktes in der CSSR verhaftet, protestierte gegen die
Abschiebung von Reiner Kunze und die Ausbürgerung Wolf Biermanns, lebte
ständig im Visier der Stasi. Diese ständige Überwachung, familiäre
Schicksalsschläge und schließlich das Publikationsverbot für einen, der
etwas zu sagen hat, machten ihn krank.

Günter Ullmann wurde am 4. August 1946 in Greiz als Sohn eines Greizer
Kaufmanns und einer aus Hohndorf stammenden Bauerstochter geboren.
Seine Epigramme und Gedichte machten ihn bekannt, doch er
veröffentlichte auch Kurzgeschichten, Prosa und Kindergedichte. Erst im
März dieses Jahres ist sein Kinderbuch "Die Vögel sind musikalische
Leute" erschienen. Durch das Publikationsverbot zu DDR-Zeiten konnten
die in diesen Jahren entstandenen Texte erst nach der Wende erscheinen.

Günter Ullmanns Herz hing auch an der Musik. Er ist Mitbegründer der
Greizer Jazzformation "media nox", die es bis heute gibt. Bandkollege
Harald Seidel erinnert sich: "Den Namen ´media nox´ hat Günter
entwickelt. Einen englischen Namen durften wir uns in der DDR nicht
geben, also hat er einen lateinischen heraus gesucht", erklärt er.
Erschüttert ist Seidel über die Nachricht vom Tod Ullmanns. Beide sind
seit ihrer Kindheit gut befreundet, wohnten bis heute in unmittelbarer
Nachbarschaft. Auch wenn Günter Ullmann, der erster Schlagzeuger von
"media nox" und Leadsänger war, auch Liedtexte geschrieben hat, schon
lange nicht mehr mit Seidel in der Combo spielt, er war der Musik doch
immer treu.

Der Tod hat Harald Seidel einen guten Freund entrissen. Vielen anderen,
nicht nur Greizern, dürfte es ähnlich gehen. "Die Telefone stehen nicht
still", sagt Seidel. Weggefährten von Günter Ullmann suchen, nachdem
sie von dessen Tod gehört haben, das Gespräch mit Seidel. Ullmann wird
nicht nur seiner Familie und seinen Freunden fehlen, sondern auch der
Literatur.