Reinhard Rakow - Achter Mai (Literatur in schwierigen Zeiten)


Achter Mai
(Des Geistes Kind)


Was aber sagt uns Deutschen rückblickend der 8. Mai 1945?
Es war ein Tag so grau und trostlos wie so viele davor und danach
Und so wir die totale Kapitulation überhaupt bemerkt haben
Fühlten wir uns damals nicht mehr als Nation

In uns lebt heute nicht nur der Schmerz um das geteilte
Deutsche Land und um das willkürlich und gewaltsam zertrennte
Deutsche Volk sondern auch das Bewusstsein der Aufgabe dem
Deutschen Volk seine Einheit und Größe zurückzugewinnen

Nein! Jener unselige Krieg brachte der gequälten Menschheit nicht
Den Frieden Aber nur wenn mit der Niederwerfung Hitler-Deutschlands
Unrecht und Tyrannei aus der Welt getilgt worden wären Dann! Ja dann!
Dann vielleicht hätte die Menschheit Grund genug gehabt den 8. Mai

Als einen Gedenktag der Befreiung zu feiern. Vielleicht hat die Welt
Nach dem 8. Mai 1945 allenthalben geglaubt Deutschland
Hätte nun ein- für allemal seine Zukunft verwirkt Deutschland
Wäre nur noch Objekt eines ihm auferlegten Geschehens aber

Nicht mehr Subjekt seines eigenen Lebens. Aber Deutschland darf
Nicht in einem politischen Niemandsland und minderen Ranges
Versinken. Das Deutsche Volk hat für die Menschheit Großes geleistet
Es darf seiner Zukunft gewiss sein. Ihr wollen wir vertrauen und mutig

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„Zum 20. Jahrestag des Kriegsendes" hält Bundeskanzler Ludwig Erhard eine Rede, in der er sich gegen Bestrebungen wendet, den 8. Mai als Gedenktag an die Befreiung vom Faschismus zu feiern (nach dem Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Bonn, 11. Mai 1965).