Reinhard Rakow - Familientag (zum Vatertag)

FAMILIENTAG

an einem arbeitsfreien tag mit üblich schlechtem wetter
da walzen sie - dem kohlgeruch, dem eichenschrank entkommen -
mit zagem schritt zur tür hinaus, ein bäuerchen zu lassen
nach schwerem mahl mit schwein und schmant (zum nachtisch gab es klaren)

aufwärts ein blick, misstrauisch und verstohlen: ob wohl die wolke hält?
und wenn — zieht man sich um, das unterhemd mit doppelripp
und feuchtem rand getauscht mit netz. und eine trainingshose
dazu die guten walking-shoes mit fettem aufdruck: “nike”

der herr von welt, der auf sich hält, greift nunmehr zum gurtbeutel
verstaut in ihm das telefon, zehn mark und zigarillos
er fragt die frau, die fliesen schrubbt, warum bist du nicht fertig,
es ist doch stets dasselbe lied, ich gehe auch alleine

er holt den köter aus dem bau und zwängt ihn in den maulkorb
an langer leine folgt der ihm, gerissen mehr denn willig,
durchs viertel, bis die frau sie hat, sie hakt sich ein, tut stinkig
dann wird ruhiger erst, wie er ihr sagt: gleich gibt´s was auf die gosch.