Rezension zu Barbe Maria Linke - Auszug. Eine Reisebeschreibung

PROTESTANTSeite 6 April / Mai 2021Zeit zum LesenTipps aus der PROtestant-Redaktion
Sehnsucht Achtziger Jahre: Ein evangelischer Pfarrer wird mit Frau und Kindern aus der DDR ausgewiesen: »Die Bundesrepublik ist die Entsorgungseinrichtung für unbequem gewordene DDR-Bürger. Es ist eine Einbahnstraße.« Dennoch gelingt es Mira, der Protagonistin des Romans, noch vor der Maueröffnung mit einem Pass der Bundesrepublik wieder in die DDR einzureisen, um alte Freunde zu besuchen. In der Begegnung von (Neu)West und Ost offenbaren sich Verletzungen, Unsicherheiten und die große grenzüberschreitende Sehnsucht nach Freiheit und Vertrauen. – Barbe Maria Linke erzählt in »Auszug« (sie nennt das Genre ihres Werkes »Reisebeschreibung«) weitgehend die Geschichte ihrer Familie nach; 1983 musste die Familie als Dissidenten die DDR verlassen. Die unrühmliche Rolle der evangelischen Kirche kommt auch zur Sprache. Die Wunden sind verheilt, aber sie schmerzen noch. Georg Schwikart☐
Barbe Maria Linke: Auszug – Eine Reisebeschreibung, Geest-Verlag 2020, 172 S.,