Sönke Zander - Metamorphose am Morgen

Metamorphose am Morgen

Als ich heut früh erwachte, schien mir alles sonderbar. Ich war mir selber eigenartig unvertraut,
Mir war wie einem Fremden in der eignen Haut,
ganz so, als ob ich selbst nicht mehr ich selber war.

Vorm Spiegel wurde ich des Schreckens nicht mehr Herr, denn ich erkannte in dem Glas mich selber nicht.
Das war durchaus nicht meins, das da war sein Gesicht: Die Stirn, der Bart - das war nicht ich, nein, das war er.

Kein Zweifel, offensichtlich bin ich er, nicht ich.
- Doch was ist eigentlich daran so fürchterlich?
Dann bin ich eben er, man kann sich ja mal irren.

Dann nenn ich eben, um das Chaos zu entwirren,
mich nicht mehr „ich“, von heut ansag ich zu mir „er“. Mit etwas Übung fällt mir das wohl nicht zu schwer.

aus seinem demnöäst erscheinenden Band: 'alles in vierzehn Zeilen'