Sammy meint: Worte sind mächtig aus Anne Rakel: Sammy und die Sache oder sowas können Worte


Jedes Wort hat seine eigene Power. Worte haben unglaubli-che Macht. Wieso lernen wir dann nicht viel mehr über die Kunst des Wortgebrauchs in der Schule? Ich frage mich das echt. Früher, also mächtig viel früher, gehörte es zum Un-terricht selbstverständlich dazu, genau das zu lernen, den richtigen, angemessenen und zielgerichteten Gebrauch der Sprache. Rhetorik. Coole Sache. „Bitte gib mir nur ein Wort“, singt Judith Holofernes.  Das Wort verbindet uns miteinander. Es ist der Weg vom Ich zum Du. Und das kann gehörig in die Hose gehen. Ich meine, wie oft hast du erlebt, dass ein dahingesagtes, unüberlegtes Wort etwas auslöst, was du echt nicht gewollt hast. Wie oft versteht man etwas komplett anders. Ein Vater hat zu den Kindern in der Klinik mal gesagt, gleich kommt der Doktor für bekloppte Kinder – und keiner hat gelacht. Er meinte das nicht böse, es war einfach seine Sicht auf die Dinge, keine Ahnung von Therapie und Behandlung, am Stammtisch reden die Leute so. Es kam aber voll schräg an und alle fanden ihn unmöglich. Sprache ist Handlung. Und Sprache macht etwas mit dir im Kopf. Sie prägt dich. Wie du denkst und wie dein Denken durch dein Reden in die Welt geht.
Dichterinnen wählen ihre Worte sehr sorgfältig aus, sie basteln sie in eine Struktur oder sie suchen so lange, bis das richtige Wort und die richtige Form gefunden ist. Manche sagen so: Die richtigen Worte finden sie, wenn sie dem Wort eine Chance geben. Mit Worten kannst du viel errei-chen. Worte helfen, mich und andere besser zu verstehen – manche kann ich liebgewinnen, andere nicht, einige sind wie ein Wunder und manche brauchen Zeit, bis man sie versteht.
Und obwohl Worte so viel können, werden sie oft verschwendet. Manche benötigen endlos viele Sätze, um etwas zu sagen. Voll anstrengend. Manche reden nur und hören überhaupt nicht zu. So kommen einige einfach nicht dazwischen. Und die hätten vielleicht was Schlaues mitzuteilen. Wer weiß. Wer das Wort hat, hat das Sagen. Manche reden andere kaputt oder klein. Das nervt. Wo immer ihr auf solche Leute trefft, unterbrecht sie – freundlich, aber bestimmt. Niemand hat das Recht, anderen das Wort zu nehmen oder sie durch Worte zu beleidigen. Gerade weil Worte so schnell um die ganze Welt fliegen wie niemals zuvor. Jedenfalls. Es kann nicht schaden, mit Worten achtsam umzugehen. Fakenews haben wir mehr als genug und Leute, die Dinge behaupten, statt zu argumentieren, auch.

 

aus:

Anne Rakel

Sammy und die Sache

oder

SOWAS KÖNNEN WORTE

Geest-Verlag 2020

2. Auflage Januar 2021

ISBN 978-3-86685-822-0

Klappbroschur, Munken-Papier

ca. 168 Seiten,

11 Euro

 

"Hoi. Ich bin Sammy.“ So beginnt die Geschichte dieser besonderen jungen Frau, die uns teilnehmen lässt an ihrem Leben zwischen Schule, Freizeit, FSJ und Universität. Sie ist immer auf der Suche nach dem perfekten Satz, sucht in Literatur, Philosophie, Kunst, Naturwissenschaft und in sich selbst. Sie will sich mit Menschen umgeben, die ebenso wie sie und ihre Freundin Paula viele Fragen an das Leben haben und der Sache auf den Grund gehen wollen: Was geschieht? Und was bedeutet das, was geschieht?

Ein auch sprachlich faszinierendes Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen mag. Oldenburgs Bürgermeisterin Germaid Eilers-Dörfler schreibt nach der Lektüre begeistert in ihrem Begleitwort: „Sammy macht uns klar, ... es geht nicht darum, Theorien, Geschriebenes und Gedachtes als Moment für benotetes Wissen zu erlernen, sondern es in seiner Bedeutung für eigenes Leben und Gesellschaftlichkeit zu hinterfragen und durch eigenes Denken und Fühlen zu erweitern."

„Ich mag Denken. Denken verändert die Welt. Gedanken, die Arbeit machen. Die den Kopf was kosten. Ich guck gerade übrigens in die Sterne und könnte schon wieder ausflippen. Zu schön das alles. Zu groß. Ein Leben reicht nicht aus, das alles zu begreifen. Wir sind auch so ein kleiner Stern wie die da oben. Über und unter uns nur Universum. Oder? Vielleicht sollte ich Astronautin werden. Wie Juni. In Space-Girls. Ist die Suche nach dem perfekten Satz bescheuert oder einfach mein Ding? Fragen über Fragen. Herrje. Gute Nacht. Morgen wieder geöffnet ab 9:30 Uhr.“

Anne Rakel lebt und arbeitet seit 2011 in Oldenburg, ist seit 25 Jah­ren verheiratet, mag alles Mensch­liche und spielt gern mit den viel­fältigen Möglichkeiten von Wort und Humor. Als Geisteswissen­schaftlerin und Pädagogin weiß sie um die Bedeutung von Sprache für soziale Interaktion und die Her­stellung von Wirk­lichkeit.  
Veröffentlichungen: Valeria und Marie (2018); Mehr von Valeria und Marie (2019); Valeria und Marie gehen ihren Weg (2020); Das Märchen vom kaltherzigen König (2020).

 

und hier geht es zu einigen Hörausschnitten

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