Schreib- und Buchprojekt mit der Grundschule Bühren geht in die Satzfassung

Kurz vor den Sommerferien gab es das fünftägige Schreib- und Buchprojekt mit der Grundschule Bühren, Die entstandenen Texte von Kindern und Erwachsenen gehen nun in die Satzarbeit und werden dann in Buchform Mitte September zum Jubiläum der Schule erscheinen.

Hier ein erster Auszug eines Erwachsenentextes über vergangene Schulzeiten:

Hildegard P. (64 Jahre)
Damals in der Schule

Nach den Osterferien im Jahr 1959 wurde ich eingeschult. Ich kam in eine Klasse mit etwa 45 Schülern. Das waren nicht nur die Kinder der 1. Klasse, sondern alle Jungen und Mädchen vom 1. bis zum 8. Schuljahr. Wir hatten alle zusammen einen Klassenraum und bei einem Lehrer Unterricht.
Für die Schulanfänger begann der Unterricht um 9.00 Uhr. Alle anderen Kinder mussten um 8.00 Uhr da sein. Geschrieben wurde mit Griffeln auf einer Schiefertafel. In einer kleinen Dose hatte jedes Kind einen Schwamm. Mit ihm konnte man das Geschrie-bene wieder von der Schiefertafel abputzen. Am Rand der Schiefertafel waren mit einem gehäkelten Band zwei Tafellappen zum Trockenputzen der Tafel befestigt. Diese baumelten außerhalb der Schultasche, damit die mühsam geschriebenen Hausaufgaben nicht in der Schultasche verschmierten.
„Mein liebe Fibel“ hieß unser Buch zum Lesen und Schreiben lernen. Die ersten gelernten Buchstaben waren i, u, m und a. So kamen wir zu den Wörtern mi, mu und ma sowie im, um , am, mama und mia. Jeder Buchstabe des Alphabets hatte ein besonderes Zei-chen. Beim l wurden die Finger der rechten Hand so geformt, wie sich die Zunge beim Sprechen des Buch-stabens formt. Damit wir beim i nicht den Punkt ver-gaßen, tippte der Zeigefinger einen Punkt auf die Stirn. Das a wurde mit beiden Daumen und Zeigefinger geformt und zeigte an, wie weit unser Mund of-fen sein musste. Auch ch, sch, ei und au hatten ein besonderes Zeichen.
Später in der Hauswirtschaftsschule konnte ich bei einem Test einer Freundin vorsagen, ohne den Mund aufzumachen. Auf die Frage „Wie heißt unser Innenminister?“ konnte ich die Buchstaben b, e, n, d und a zeigen, ohne dass die Lehrerin etwas mitbekam.
Beim Diktat in der Volksschule wurden drei verschie-dene Texte in der gleichen Schulstunde diktiert. Der Lehrer las für das 3. und 4. Schuljahr einen Satz vor. Waren diese Schüler am Schreiben, wurde für das 5. und 6. Schuljahr diktiert und anschließend noch dem 7. und 8. Schuljahr.
In den Pausen wurde gespielt. Die Jungen tobten beim Fußballspiel. Die größeren Mädchen spielten Völkerball. Das Spielfeld wurde mit einem Stock auf dem festgetretenen Boden des Schulhofs aufgezeichnet. Wenn am Ende der Pause noch nicht feststand, welche Mannschaft gewonnen hatte, wurde bei nächster Gelegenheit weitergespielt.
Die kleineren Mädchen versuchten Punkte beim Hinke Pinke oder Gummitwist zu bekommen. Oder sie probierten neue Kunststücke an der Turnstange.
Hörten wir die Trillerpfeife des Lehrers, war die Pause zu Ende. Vor den unteren Stufen bei der Eingangstür stellten wir uns in zwei Reihen auf – links die Jungen, rechts die Mädchen, die großen Kinder vorne, die kleinen Kinder hinten. Auf ein Zeichen des Lehrers durfte eine Gruppe nach der anderen in ihre Klasse gehen.
Ich bin gerne zur Schule gegangen. Lieber wäre ich jedoch heute ein Schulkind, Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten, etwas zu lernen. Das Arbeitsmaterial ist umfangreicher und farbenfroher, und die Lehrer sind nicht mehr so streng wie früher.