Schreibtipp: Verkleinerungsform mit -chen und -lein

-chen
und -lein

Werden bei Ihnen ganz besondere
Erinnerungen wach, wenn Sie Engelein, Glöckchen,
Bübchen
und Stübchen hören?
Alle diese Diminutive begegnen uns in vielen altbekannten
Weihnachtsgedichten und -liedern.

Diminutive sind Verkleinerungsformen
von Substantiven und werden standardsprachlich
mithilfe der Nachsilben -chen oder -lein gebildet.
In vielen Fällen steht bei Bildungen dieser
Art allerdings nicht so sehr die eigentliche Verkleinerung
im Vordergrund; vielmehr handelt es sich um Koseformen,
die einer familiären Ausdrucksweise angehören
und eine gefühlsmäßige Einstellung,
eine persönliche Beziehung zum Ausdruck bringen.
Wenn von einem „Häuschen im Grünen” die
Rede ist, muss es sich nicht zwangsläufig
um ein Minihaus handeln – vielmehr kann damit
auch ein respektables Haus gemeint sein, mit dem
man besondere Emotionen verbindet.

Durch die Wortbildungselemente -chen und -lein kann
auch eine verniedlichende, wohlwollend-ironisierende
Bewertung ausgedrückt werden: Autochen,
Bächlein.
Einige Bildungen, die die Beziehung
zu ihren Grundwörtern verloren oder eine spezielle
Bedeutung erworben haben, werden nicht als Diminutive
empfunden. Dazu gehören etwa Mädchen,
Kaninchen
oder Liebchen. Diminutive
wie Freundchen oder Kindchen können
auch warnend oder vorwurfsvoll gegenüber Erwachsenen
gebraucht werden: „Pass bloß auf, Freundchen!”

Unabhängig vom grammatischen
Geschlecht des zugrunde liegenden Substantivs sind
Diminutive immer Neutra: die Hand – das
Händlein, der Stuhl – das Stühlchen
. Übrigens:
Die Ableitungssilbe -chen wird heute häufiger
verwendet als -lein.

aus: Duden News-Archiv