SPAICHINGEN - Rund 160 Frauen und Männer haben am Donnerstag der
Buchvorstellung "Moritz. Mit Flügeln dem Leid entfliehen" im
Edith-Stein-Haus gelauscht. Es waren sehr viele darunter, die Moritz
Class, der bei einem Motorradunfall schwer hirnverletzt wurde und nach
21 Jahren 2008 gestorben ist, gekannt haben.

Von unserer Redakteurin Regina Braungart

Es
war eine Feier-, eine Erinnerungsstunde an den vor seinem Unfall so
aktiven, lebenslustigen Mann. Die liebevolle und nicht mehr von
bitterer Trauer getrübte Verbundenheit der Anwesenden zu ihm und seiner
Familie war fast greifbar.

Eva Nehlert, die Schwester von Moritz
Class, rahmte den Abend mit zwei sehr aussagekräftigen Klavierstücken
ein: Bach am Anfang für den Vater und Autor des Buches, und "Clair de
Lune" (Mondschein) von Debussy für den vor einem Jahr verstorbenen
Bruder. Erwin Teufel, der wie Landrat Guido Wolf ein Vorwort
geschrieben hatte, war gekommen, Sozialdezernent Bernd Mager,
Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher, Bürgermeister Alfred Pradel und
viele andere, darunter der Beziehungspfleger von Moritz Class der
Stiftung Liebenau.

Und Diakon Dr. Engelbert Paulus, der die Familie begleitet und den
Vater immer wieder ermutigt hatte, die Leidens-, aber auch
Hoffnungsgeschichte von Moritz Class niederzuschreiben. Über dessen
Persönlichkeit, die so verändert war und sich ganz langsam über einen
unermesslich schmerzlichen Prozess für ihn und die Familie in seinem
neuen Zuhause in der Stiftung Liebenau irgendwie eingeschwungen hat,
bis er los lassen konnte - nach 21 Jahren.

Dieter Class hat alles
aufgeschrieben, den ganzen schweren Weg. Die Verleger Alfred Büngen und
Ingeborg Witzlau vom Geest-Verlag lasen Passagen. Sehr deutlich kam bei
den Besuchern der Lesung, die später noch freundlich plaudernd zusammen
standen, an, dass "heil werden" auf ganz verschiedenen Wegen möglich
ist - weit über den Verstand und auch über den Körper hinaus. So wie
bei Moritz Class.