Svenja Maria Bösing - Hitze (Literatur in schwierigen Zeiten)

Hitze
Svenja Marie Bösing


Weiche Haut. Ist es wirklich das, was du fühlen willst?
Hohe Stimmen. Kreischen, das deinen Kopf nicht mehr verlassen wird.
Zweisamkeit, die dich allein sein lässt.
„Niemand hat größere Liebe als der, der den Wespen auf den Mund küsst.“
Sie liegt in der Sonne, dreht sich um. Sieht nichts au-ßer grellem, blendendem Licht.
„Welcher Sturz bricht Beine, welcher Genicke?“
Ihre Hände brennen vor Hitze und ihr Körper schwankt bei dem Versuch, das Gleichgewicht zu fin-den.
„Wächst oder schrumpft die Sehnsucht nach dem
Alleinsein mit der Zeit?“
Sie fragt ins Leere.
„Wächst oder schrumpft die Angst vorm Alleinsein mit der Zeit?“
Ihre Füße krümmen sich über dem körnigen Asphalt, der so dunkel ist.
Sie tritt einen Schritt vor.
„Nichts könnte mich glücklicher machen.“
Sie tritt einen Schritt vor.
„Nichts.“
Sie tritt einen Schritt vor und ihre Zehen bedrängen die Kante.
„Nichts könnte mich glücklicher machen.“
Sie tritt einen Schritt vor ...
ins Leere, haltlos.