Thalia-Anna Hampf

Flaschenpost

Regen weint gegen meine Fensterscheibe und ich wünschte, ich würde dabei so schön aussehen wie er. Draußen ist es kalt, aber mein Atem reicht nicht, um von innen gegen die Scheibe zu hauchen und etwas darauf zu malen. Es wäre sowieso nicht für immer. Unter meinem Wollpul-li habe ich eine Gänsehaut gepflanzt. Irgendwo knallt eine Tür und mir wird heiß. Ich weiß, dass du grade weinst, obwohl ich nie einen deiner Briefe gelesen habe. Stundenlang hast du in Briefumschläge geweint und später behauptet, der Regen hätte die Tinte verwischt. An Som-mertagen war es viel schwerer für dich, eine Erklärung zu finden, warum dir deine Worte so viel Angst bereiten. Ich habe eine Collage aus deinen Karten gebastelt und verspreche dir, dass du auch wunderschön bist, wenn du weinst. Das stand zwischen den Zeilen.