Uma Thodt - Eine Tür schließen

Eine Tür schließen

Er sitzt hier und schreibt auf das nichtssagende Papier
Das Papier füllt sich langsam
Die kleinen Buchstaben so stechend schwarz werden größer
und größer, je höher sein Schmerz
Und schon wieder sitzt er dort
Starrt gedankenlos hinfort
Er möchte davontrotten
Doch, verdammt, er möchte nicht verrotten
So gerne will er stoppen
Doch es geht nicht
Wie automatisch rasen seine Finger über die Tastatur
Das klackende Geräusch ähnelt einer Gravur
und setzt sich fest in seinem Kopf

Langsam füllt sich das Blatt
Sein Kopf fängt an zu pochen
Alles dreht sich, immer schneller
Er schaut zurück in die Vergangenheit
Ein Band aus Bildern seiner Kindheit schwebt an ihm vorbei
Diese Bilder jagen ihm Angst ein und machen seine Finger schwer wie Blei
Doch trotzdem blickt er noch zurück
hinweg ist sein Glück
Nun dröhnt sein Kopf
Gedanken schwirren und klirren
Wie ein Roboter sitzt er da
Still und leise, so sonderbar
Schweiß tropft auf die Tastatur
Der letzte Punkt auf dem Papier verfließt in Tränen
Sein Kopf knallt auf den Tisch


Er hat sein Werk vollendet, den Rückblick beendet
Endlich konnte er sich klarmachen, was passierte
Die wirren Gedanken wurden in Worte gefasst
Und diese Worte haben dazu geführt, dass er
den Stift absetzt.
Punkt

Uma Thodt (15 Jahre)

aus Punkt. Die 17. Essener Jugendanthologie. Geest-Verlag 2021