Von Nordenham bis Tokio, von nachdenklich bis taff: Zwei Bücherwochen-Buchpremieren an einem Abend in der Berner Kulturmühle

Von Nordenham bis Tokio, von nachdenklich bis taff:
Zwei Bücherwochen-Buchpremieren an einem Abend in der Berner Kulturmühle

Wenn am 25. Oktober (Freitag, 19:30) in der Kulturmühle Berne die beiden Erwachsenen-Anthologien der aktuellen Berner Bücherwochen vorgestellt werden, geben sich wieder einmal Autorinnen und Autoren aus ganz Deutschland die Klinke in die Hand.

Aus Berlin, Bonn, Köln, Münster, Lübeck und Hamburg, aber auch aus Nordenham und Stadland, Bremen und Brake, Oldenburg und Berne fußen Schreibende in der Kulturmühle ein, um bei der Doppelpremiere von "Heimat/ Menschheit" und "Was du nicht willst, ..." dabei zu sein, die druckfrischen Bücher in Empfang zu nehmen, interessante Menschen kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen -- und natürlich, um eigene Texte oder Texte nicht anwesender Autoren vorzulesen. Wer vorlesen wird, steht noch nicht endgültig fest, denn täglich gehen noch Anmeldungen ein. Einige freilich haben bereits ihre Zusage erhalten, verrät Bücherwochen-Organisator Reinhard Rakow: Aus der Wesermarsch etwa die Elsfletherin Edith Koschnick mit einem Text zum Thema "Was du nicht willst ...", aus Oldenburg Britta Lübbers mit Heimatgedichten, aus Witten Helmut Rinke mit Gedanken zu seiner westfälischen Herkunft. Oder aus Berlin Katharina Körting, M.A. phil., Mutter von vier Kindern, erfolgreich als Redakteurin und Schriftstellerin, deren Text über "Chancen und Risiken der Menschheit" die Bücherwochen-Jury überzeugte. Vorleserin Silke Tobeler, eine Ausstellungskuratorin, die mit ihrer Familie zwischen Hamburg, Berlin und Brandenburg pendelt, nimmt in ihrem Text "Das Schwein" das Bestreben der Menschen auf die Schippe, alles regeln und verwerten zu wollen. Und die umwerfende Nina Tröger aus Hamburg, die bereits am 20.09. mit taffer Pop-Poesie das Berner Publikum begeisterte, thematisiert in ihrem Langgedicht "Bubble" die Blase, in der gefühlt alle gefangen sind, die etwas zum Besseren bewegen wollen.

Die "Kleine Menschheitsgeschichte" des Nordenhamer Autors Jens Wohlkopf wird ebenso zu hören sein wie ein Beitrag up Platt von Hans Meinen und ein Auszug aus "Reisegepäck", dem Beitrag des mehrfach ausgezeichneten Lyrikers Roland Bärwinkel aus Weimar. "Verfrühter Altengesang", ein Prosagedicht des in Berkeley (USA) lebenden Psychologen Hans Jörg Stahlschmidt (78), setzt nachdenkliche, der Beitrag "Drücks!" von Verena Hopp aus Tokio (Japan) zärtliche Akzente. Damit es nicht allzu rührselig wird, sorgt Nina Tröger mit dem Vorlesen von "Friede, Freude, Eierschecke" (aus der Feder der Kölner Künstlerin und Autorin Kamala Dubrovnik) für Heiterkeit, die sich wohl allen Anwesenden mitteilen dürfte. Erklärtes Ziel der Veranstalter ist es nämlich, nicht nur einen Eindruck von der Vielfalt und dem Farbenreichtum der eingegangen Texte zu vermitteln, sondern vor allem die Gäste kurzweilig zu informieren und zu unterhalten.

Ebenfalls auf der Agenda: Grußworte von Bernes Bürgermeister Hartmut Schierenstedt, der stellvertretenden Landrätin Ursula Schinski, Dr. Stephanie Abke vom Geschäftsführenden Vorstand der EWE Stiftung und von Dieter Kohlmann, dem Vorsitzenden der Ländlichen Erwachsenenbildung Wesermarsch sowie, last not least, ein Wortbeitrag des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler. Alle Interessierten sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei, Anmeldung nicht erforderlich, wird aber dankbar registriert (tel. 04406-920046 -- berne-bringt@t-online.de).

Kulturmühle Berne, Lange Str. 47, Berne
Freitag 25.10., 19:30
Doppelpremiere "Heimat/ Menschheit" und "Was du nicht willst ..."
Eintritt frei
Anmeldung willkommen: 04406-920046, berne-bringt@t-online.de

 
------
LETZTE MELDUNG:
HEIMAT/ MENSCHHEIT, die Doppelanthologie, als Wendebuch gestaltet, bringt es auf 680 Seiten (für schlappe 16,80 Euro!),
WAS DU NICHT WILLST ... auf 320 Seiten (14,80)
-----

"Ich bin zwei Bücher"

Ende der 70er war es, da warb das Tankunternehmen Haase mit dem Foto einer überdimensionierten Betonkugel, auf der stand: "Ich bin zwei Öltanks". Jetzt, vierzig Jahre später, könnte der legendäre Satz mit der unmöglichen Grammatik wieder auferstehen. Schuld sind die Siebten Berner Bücherwochen, denn sie bringen zusammen mit dem Geest-Verlag ein 600-Seiten-Buch auf den Markt, dem der Slogan "Ich bin zwei Bücher" gut zu Gesicht stünde, vereint es doch in einem einzigen Umschlag zwei komplette Lesebücher: die Anthologie "Heimat" mit 300 und die Anthologie "Menschheit" mit noch einmal 300 Seiten. Jede Anthologie ist von einer eigenen Schokoladenseite aus zu lesen; das heißt, man kann den Drumm über Kopf kippen, und schon schaut man, eine bibliophile Rarität mit Sammlerpfiff, auf ein zweites, gleich starkes und gleichwertiges zweites Buch.

Zwei Buchpremieren an einem Abend in der Kulturmühle

Seine feierliche Premiere erlebt die Doppelanthologie "HEIMAT / MENSCHHEIT" zusammen mit "WAS DU NICHT WILLST ...", dem neuen Lesebuch für die Wesermarsch, am Freitag, 25.10.2019, in der Kulturmühle Berne (19:30), und zwar in Anwesenheit von Vertretern des öffentlichen Lebens sowie zahlreicher Autorinnen und Autoren aus dem gesamten Bundesgebiet. Wortbeiträge werden erwartet etwa von Björn Thümler, dem Niedersächsichen Minister für Wissenschaft und Kultur, Landrat Thomas Brückmann und Bürgermeister Hartmut Schierenstedt. Verleger Alfred Büngen, Vechta, und Bücherwochen-Organisator Reinhard Rakow stellen die Bücher vor, Verfasser und Lesepaten bringen kurzweilige Kostproben aus dem reichen Lesestoff beider Bücher zu Gehör, und zum Schluss können die Bücher in die Hand genommen, erworben und signiert werden. Zu der öffentlichen Veranstaltung sind alle Interessierten herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei, und das Team der Kulurmühle sorgt für die Pausenbewirtung. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, aber willkommen (tel. 04406-920046, berne-bringt@t-online.de).

Heimat Menschheit, 600 Seiten lang und ganz ohne Trennstrich

Mit dem Buch "HEIMAT / MENSCHHEIT" purzeln erneut Bücherwochen-Rekorde. Es beteiligten sich über 850 Einsender aus Japan, USA, Brasilien, Bulgarien, Rumänien, Türkei, Italien, Spanien, Frankreich, Schweiz und Österreich sowie aus dem gesamten Bundesgebiet, von Berlin bis Baden-Baden über Frankfurt Main und Frankfurt Oder und von Flensburg bis München. Insgesamt wurden über 2.500 Bewerbertexte eingereicht, darunter auffallend viele aus Wien und aus Dresden, aber auch aus der unmittelbaren Nachbarschaft, Bremen und Oldenburg eingeschlossen. Das Thema HEIMAT erfuhr deutlich größeren Zuspruch als das Thema MENSCHHEIT -- Verhältnis ca. 2 zu 1 --, wenigstens auf den ersten Blick. "Tatsächlich verhandeln zahlreiche Menschheits-Texte Probleme wie Heimatverlust, Flucht und Migration", verrät Rakow und erläutert, das sei mit ein Grund dafür gewesen, HEIMAT und MENSCHHEIT im dicken Buch gleichwertig zu behandeln. Dem trügen auch Buchsatz und -Covergestaltung Rechnung: "Heimat und Menschheit begegnen dem Leser als zwei Seiten einer Medaille. Viele fühlen ihre Heimat nicht mehr an einem bestimmten Ort, sondern in der Menschheit selbst. Also "Heimat Menschheit", ganz ohne Querstrich".

"Was du nicht willst ..." auf Hochdeutsch un up Platt

Spannende Beiträge harren auch im neuen Lesebuch für die Wesermarsch ihrer Leser. Erstmals in der Geschichte der Berner Bücherwochen wendet sich das Wesermarsch-Buch dem selben Thema zu wie gleichzeitig die Gesamtheit der Schüler-Bücher von Grundschule Ganspe, Oberschule Berne und Gymnasium mit Förderschule Brake: "Was du nicht willst ...". Traurige und witzige Texte, Prosa und Lyrik, auf Hoch- und auf Plattdeutsch wechseln einander ab, und der eine oder andere Autor ist sogar auf die Idee verfallen, die Themen HEIMAT MENSCHHEIT und WAS DU NICHT WILLST ... miteinander zu verknüpfen. So spielt etwa der bekannte Nordenhamer Autor Jens Wohlkopf in seinem Beitrag ein düsteres Szenario durch: Wie das wohl wäre, eines Morgens in zerbombter Umgebung aufzuwachen und sich dann über die Schweiz nach Marokko durchschlagen und dort um Asyl bitten zu müssen ... Andere assoziierten das Motto "Was du nicht willst, ..." mit Erfahrungen auf dem Arbeitsamt, dem Umgang des Menschen mit der Natur oder mit Erfahrungen aus dem Kreis der (mehr oder weniger) lieben Verwandtschaft. Das Buch ist wie üblich in Zusammenarbeit mit der LEB (Ländliche Erwachsenenbildung, Kreisarbeitsgemeinschaft Wesermarsch) entstanden. Texten der von LEB angebotenen Schreibwerkstatt unter Leitung von Schriftstellerin Helga Bürster kommt eine besondere Bedeutung zu. Herausgekommen ist ein buntes Kaleidoskop anregender Gedanken, mit dem die Wesermarsch aufs Neue ihren überregionalen Ruf als Literaten-Hotspot unterstreicht und festigt.

-------------------------------


-- Buch HEIMAT / MENSCHHEIT - Die Doppelanthologie der Siebten Berner Bücherwochen, herausgegeben von Reinhard Rakow
ca. 600 Seiten
Geest-Verlag Vechta
ISBN 978-3-86685-742-X       16,80 Euro

-- Buch WAS DU NICHT WILLST ... Das neue Lesebuch für die Wesermarsch, herausgegeben von Dieter Kohlmann und Reinhard Rakow
ca. 350 Seiten
Geest-Verlag Vechta
ISBN 978-3-86685-743-8              14,80 Euro