Nickel, Artur: brückenspiele
Artur Nickel
brückenspiele
Illustrationen von Karin Flörsheim
Vechta: Geest-Verlag, Vechta-Langförden 2008
978-3-86685-129-0
11 Euro
zwischen den wortgerüsten
zur sprache
bringen
was sich zwischen
den wortgerüsten
verliert
worte
leihen
dem der
sprachlos
neben dir steht
spielräume
suchen
wo es für isaak
kein vetorecht
gibt
Nachwort
Schon lange warte ich auf den Moment, die bis jetzt verstreut
erscheinenden Gedichte des Au-toren und Pädagogen Artur Nickel in einem
eigenen Band zu veröffentlichen, fließt doch in seiner Lyrik die sich
in aller Radikalität ausformulierende Forderung nach der Entwicklung
einer demokratisch-humanen Gesellschaft mit poetischer Sprachkunst
zusammen, die seinesgleichen sucht. Hier ist einer, dem es gelingt,
Inhalt und Form in einer Weise zusammenzuführen, die den Leser
emotional und intellektuell berühren kann. worte / leihen / dem der /
sprachlos / neben dir steht, so formuliert der Autor sein
selbstgestecktes Ziel.
Die Sprachlosigkeit eines entrechteten Daseins formulieren, das Bauen
von Brücken zwischen / nicht mehr und / noch nicht verlangt, soll es
nicht zu einer oberflächlichen politischen Alltagslyrik verkommen, das
hat literarische Gestaltungskraft. Nicht zufällig arbeitet Nickel mit
hoher Originalität bildlich. Er greift aber auch immer wieder auf
Naturbilder zurück (das schwalbenblau / ernüchtert die mücken), die
erfrischend unverbraucht daherkommen. Diese Naturbilder erleichtern ihm
die Beweisführung, zeigt sich ihnen der menschliche Humanismus doch
geradezu als naturgegebenes Prinzip, für dessen Umsetzung in
gesellschaftliche Wirklichkeit er den Menschen nicht aus seiner
individuellen Verpflichtung entlässt – ertasten was scheinbar /
verschwunden ist.
Ablehnend steht er allen -ismen gegenüber (gräber sind nicht zu finden
/ wo götter begraben sind), baut vielmehr auf die Entwicklung durch
individuelles Empfinden und Handeln – ich pflanze / einen gedanken /
der mehr verspricht.
Muss der Autor angesichts von ihm selbst diagnostizierter schuttberge
in der Wirklichkeit nicht seinen gesellschaftlichen Optimismus
verlieren? Keinesfalls, denn das humane Streben ist zugleich
natürliches Streben (die nacht weicht einem / undurchdringlichen grau),
das sich unwiderruflich in die Wirklichkeit umsetzen wird.
Das ist humanistisches Schreiben in seiner besten Tradition. Davon wünsche ich mir mehr.
Alfred Büngen
Artur Nickel
Geboren 1955 in Marburg/Lahn;
1974 Abitur und Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer;
nach dem Zivildienst Studium in Tübingen;
Engagement in der Antikernkraftbewegung ( Gewaltfreie Aktion );
inzwischen Lehrer in Essen;
1999 Gründung der Kulturinitiative EssenerKulturGespräch
www.ekg-essen.de;
seit 2002 Mitglied bei den Lyrikfreunden, Wien;
verheiratet, zwei Kinder