12.02.2019 - aktueller Autor - Julius Strotmann


Papierschnipsel
Julius Strotmann

Ich breite meine Zukunft in Papierschnipseln vor mir aus. Allerdings brauche ich zu lange, um sie zurechtzulegen, sodass sie, wenn sie dann auf mich zufliegen, mich mit vol-ler Wucht an Bauch, Kopf oder anderswo treffen und mich in den nächstbesten Graben schmeißen.
Das klingt jetzt zwar, als würde ich mein Leben nicht im Griff haben, aber mittlerweile habe ich gelernt, meine Schnipsel so vor mir auszubreiten, dass sie mich in die ge-mütlichsten Gräben oder gleich in den siebten Himmel hau-en. Denn obwohl ich doch Perfektionist bin, habe ich aufge-geben, die Papierschnipsel vor dem Aufprall noch zurecht-zulegen.  Wozu auch? Das jetzige System funktioniert wun-derbar und ganz ehrlich, wenn man nicht genau weiß, was auf einen zukommt, ist der Aufprall doch umso schöner.
 

 

 

Julius Strotmann
17 Jahr, langes Haar. Hält sich beim Motorradfahren so ge-nau an die Vorschriften, als sei die Fahrschule ihm ständig auf den Fersen.
Auf den Versen ist sie ihm jedenfalls des Öfteren mal, wenn seine metaphorischen Kurzgeschichten von Fortbewegungs-mitteln aller Art begleitet und veranschaulicht werden. Es ist aber kein reines Beschreiben, wofür er seine Worte benutzt, es sind eindringliche Momente des Kämpfens um Freiheit, des Scheiterns, der Gebundenheit an eine Person. Seine Nüchternheit beim Vorlesen ist trügerisch – wenn man ge-nau hinhört, verstärkt sie nur, was einem die Sätze längst verraten haben: Wie tief die Gedanken und Gefühle in sei-nen Texten reichen, und aller kann sich der Leser wunderbar annehmen.
Ach ja, übrigens beherrscht Julius die meisten deutschen Dialekte. Sprechen Sie ihn ruhig darauf an, wenn Sie ihn sehen.


Grafik von Julia Meisinger)