16. Januar 2017 - aktuelle Autorin - Tanja Wenz


8. Oktober 2015 - aktuelle Autorin - Tanja Wenz

 


Wenz, Tanja


Tanja Wenz wurde 1972 in Bremen geboren. Aufgewachsen ist sie im schönen Oldenburger Land mit und in der Natur. Schon immer hat alles Mystische und Geheimnisvolle sie angezogen.

Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern, zwei Hunden und drei Katzen in einem kleinen Dorf in der Pfalz. Hier und in der ganzen Welt schreibt sie an ihren Abenteuergeschichten für Kinder.


 
Auszug aus: Wenz, Tanja: Fips und der kleine Marder Herdubär. Zeichnungen von Peter Schmidt-Schönberg
 

Tief im Wald

Wenn du glaubst, im Wald leben die Tiere still und leise jedes vor sich hin, dann hast du dich gewaltig geirrt. Alle Tiere leben ihr Leben miteinander und die jungen Tiere spielen und toben zusammen, auch wenn sie noch so unterschiedlich sind.


Da lebte zum Beispiel das Eichhörnchenjunge Fips mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Hops in der großen, alten und knorrigen Eiche. Sie hatten dort ganz oben einen schönen, geräumigen und vor allem sehr ge­mütlichen Kobel. So nennt man die Wohn­höhle der Eichhörnchen. Fips hatte sogar ein eigenes Zimmer. Es war zwar nur winzig klein, eigentlich konnte er dort nur schlafen, aber es war wunderbar kuschelig. Nachts konnte er durch ein kleines Astloch nach draußen schauen, sogar den Mond konnte er manchmal sehen.

Sein bester Freund war der kleine Marder Herdubär, ein Baummarderjunges. Der kleine Marder Herdubär konnte zwar nicht so gut klettern und springen wie Fips, aber zusam­men schafften sie es immer, in den Kobel von Fips zu kommen. Dort erzählten sie sich oft Räubergeschichten.

Schließlich gab es da noch den alten Waldkauz Schuhu, der nur in der Dämmerung und nachts umherflog, stets auf der Suche nach Nahrung. Aber den ließen alle Tiere lieber in Ruhe. Es hieß, dass der alte Kauz sehr wütend würde, wenn man ihn auf seinen Flügen störe oder gar sprechen wolle. So zog der Kauz still und einsam seiner Wege.

Etwas weiter weg, im Tal des Windes, lebten die scheuen Regenbogenpferde. Nur selten sah man sie, denn sie lebten sehr zurückgezogen und hielten sich vor anderen Tieren und vor allem vor den Menschen verborgen.

Im Wald mümmelten auch die Kaninchen vor sich hin. So auch das Kaninchenjunge Socke, das sich mit Fips und dem kleinen Marder Herdubär angefreundet hatte.

Füchse sah man hier im Wald nur selten.

Die kleinen Mäuse hielten sich immer nur kurz über dem Waldboden auf. Zu groß war die Angst, von Schuhu gesehen und gefressen zu werden. Tagsüber, bei Sonnenschein, wagten es die Mäuse aber, draußen herzumlaufen, da der alte Waldkauz dann schlief und so laut schnarchte, dass es die Mäuse bis unter die Erde hören konnten.

Mit den Mäusen spielten Fips und seine Freunde natürlich auch, obwohl die Mäuschen ja wirklich winzig waren. Aber sie konnten sehr gut rennen und deshalb spielten sie meistens Fangen miteinander.


Der Wald war das große Spielparadies für die Tierkinder. Überall standen die großen und alten Fichten, Tannen und Eichen. Im Wind rauschten sie geheimnisvoll. Auch Kiefern gab es dort. Mit den Zapfen konnte man allerhand anfangen. Fips und seine Freunde rollten sie über den Boden, stapelten sie aufeinander oder ließen sie den kleinen Hügel hinunterkullern.

In dem Wurzelwerk der Bäume gab es tolle Höhlen und schöne Verstecke. Fips und der kleine Marder Herdubär hatten sogar eine eigene Schatzhöhle angelegt. Dort hatten sie ihre schönsten und geheimsten Sachen versteckt. So etwa den kleinen Bergkristall, den sie vor einiger Zeit in einer kleinen Höhle auf der Insel im Waldweiher gefunden hatten und der so wunderschön in allen Farben in der Sonne glitzerte. Fips‘ Mama hatte ihnen erzählt, dass in den Baumwurzelhöhlen auch kleine Elfen leben würden. Allerdings hatten Fips und der kleine Marder Herdubär noch nie welche gesehen. Aber manchmal, wenn sie ganz leise waren, raschelte es so seltsam in manchen Höhlen und man hörte ein Wispern und Flüstern. Aber sie meinten, dass dies wohl eher der Wind war …

Etwas weiter weg im Wald standen die drei alten Eichen. Sie wuchsen dort seit Urgedenken und jedes Tier kannte sie. An den Eichen trafen sich die Tiere gelegentlich und hielten dort ihre Versammlungen ab und berieten sich. Oder sie trafen sich dort, um ein Fest zu feiern, denn auch das machten sie gerne. Bei so einem Fest gab es immer ein tolles Essen, denn jedes der Tiere brachte eine besondere Leckerei mit.

Fast eine Tagesreise vom Wald entfernt lag der Silbersee. Sein Name kam daher, dass er bei Vollmond immer silbern zwischen den Tannen aufleuchtete. Der See war sehr tief und es hieß, wenn man einen Herzenswunsch hatte, sollte man bei Vollmond einen weißen Kieselstein mit aller Kraft weit und mit dem Wunsch in seinen Gedanken hineinwerfen. Der Wunsch würde dann sicherlich in Erfüllung gehen.

So gab es immer viel zu spielen und zu entdecken im Wald. Aber fangen wir ganz von vorne mit dem Geschehen an.