20. Juni 2017 - aktueller Autor- Hartmut Global


 


 

 

Hartmut Global

 

er nennt sich WortSinn-Künstler, lebt in der Nähe von Rotenburg an der Wümme. In seinem
ersten Beruf hat er viele tausend Schüler unterrichtet und unter anderem fast
10 Jahre an der alternativen Glockseeschule in Hannover mitgearbeitet.
Zwischenzeitlich war er insgesamt vier Jahre als Entwicklungshelfer in Zimbabwe
und Lesotho im südlichen Afrika tätig.

Die Idee zu seinem ersten Buch „Leben hat keinen Preis“ hatte er in Afrika. Nach mehr als
20 Jahren Forschen und Recherchieren wurde es veröffentlicht. Sein globales
Konzept der „Einen Welt“ hat er in Lesungen und auf Kongressen verbreitet.
Gedichte, die er an verschiedensten Orten vorgetragen hat, sind ein weiterer
Schwerpunkt seiner Arbeit.

Da er viel mit Jugendlichen und Kindern zu tun hatte und auf seiner „Expedition“ durch
Afrika und seinen Reisen durch Mittel- und Südamerika das Leben der Menschen in
den Entwicklungsländern kennengelernt hatte, entstand beinahe zwangsläufig der Jugendroman „Die
Schokobande".

Im Geest-Verlag erschienen:

Hartmut Global
Die Schokobande

Ein Buch für 10- bis 14-Jährige,
die sich wehren
Geest-Verlag 2009
ISBN 978-3-86685-146-7
12 Euro

 

Hände hoch!!!

„Treffeeerrr“, johlten Lucky, Carlo, Luxus, ein Lolly, Goodie und ich. Wir vergnügten uns gerade beim Schei¬benschießen mit dem Fußball am Zaun vom ‚Lichtenberg Bruch’. Zielscheibe war das Schild:
Zutritt verboten.
Eltern haften für ihre Kinder.
Diesmal hatte Carlo gewonnen mit 6 Treffern bei 10 Schuss. Sie bedankte sich mit einem sauberen Flickflack. „Alle Achtung, toll Alter!“, staunten wir.
„Ohne uns wärst du nicht Erste geworden!“, war mein Kommentar. Das Schild hatte schon ziemlich gelitten, aber wir waren der Meinung, solche Schilder müssten weg. Verbote, wo man hinsah.
Ich möchte uns erst einmal vorstellen, damit ihr wisst, mit wem ihr es in der Geschichte zu tun habt. Also, ich bin Lippe – der Esel nennt sich immer zuerst – und schon vierzehn Lenze alt. Man sagt, ich riskiere des Öfteren mal ’ne ‚große Lippe’. Mit bürgerlichem Namen heiße ich Phillip Penner, kurz Phil. Für den Penner kann ich nichts. Ich bin übrigens ein ‚Einheitskind’ . Das kam so: Noch vor der deutschen Einheit fuhr mein späterer Vater für seine Firma als Ingenieur auf die Leipziger Messe. Er hatte dort meine Mutter kennen gelernt und sich in sie verliebt. Sie arbeitete als Hostess, eigentlich wollte sie Stewardess werden. Es war aber nicht Mutters Schönheit, die ihr den Flugjob kostete – sie sieht heute noch super aus –, sondern ihre Höhenangst. Beide woll¬ten zusammenkommen, aber die Mauer war zwischen ihnen. Erst nach dem Mauerfall 1989 vereinigte sich ihre Liebe hier am Ort. Zwei Jahre später erblickte ich dann das Licht der Welt.
In den Augen anderer bin ich dünn wie eine Bohnen-stange. Ich selbst fühle mich eigentlich nur groß! Ich habe lange, strähnige Haare, denn Gott hat mir die Locken verweigert und sie Lille geschenkt. Lille ist mein Busenfreund, aber davon später. Ich sei ein Träumer, nicht so geschickt mit den Händen, etwas langsam, aber genau und zuverlässig, sagt man. Ich hätte meinen eige¬nen Kopf – was sonst? – und sei ein Querkopf. Das empfinde ich als Kompliment. Sie schimpfen mich den ‚Philosophen’, weil ich angeblich spastische Sprüche klopfen würde. Was und wer ich wirklich bin, das bleibt mein Geheimnis. Ich werde euch die Geschichte von unserer Gruppe erzählen, weil ich super finde, was wir auf die Beine gestellt haben. Erzählen kann keiner besser als ich, dieses Buch ist der Beweis.
Ihr seid sicher etwas irritiert über Carlo und sie? – Ja, Carlo ist weiblich, locker und echt gut gebaut. Sie heißt Carla Liebrecht und ist 13 Jahre alt. Aber alle rufen sie Carlo. Darüber ärgert sie sich manchmal, obwohl sie tönt, dass ihr alle den Buckel runterrutschen können, denn sie weiß genau, was sie ist und was sie kann. Er¬wachsene würden sie als burschikos bezeichnen. Sie ist drahtig, trägt kurzes blondes Haar, aber sie ist keine ‚blöde Blondine’. Ich kann sie ziemlich gut ab.
Und Lucky, unser Glückspilz, mit richtigem Namen Luke Helle, muss im früheren Leben mal eine ganz große Leuchte gewesen sein. Er ist etwas dick, an der Grenze zum Übergewicht, mittelblond, schlabberige Boller¬ho¬sen, so auf Halbsieben hängend. Er ist ein fleißiger Typ, der alles anpackt, auch schmutziges Zeug. Manchmal in sich ge¬kehrt, eher der Schweiger, aber sonst gemütlich und witzig. Sein Vater ist von Beruf Monteur und oft un¬terwegs.