22. September 2017 - aktueller Autor - Hans Wohlkopf

 

 

Hans Wohlkopf, geb. 1927 in Nordenham, gest. am 29.08. 2017 Südschule 1933 – 1941, Postdienst 1941 – 1944, Kriegsdienst 1944  – 1945, in russ. Kriegs-gefangenschaft 1945 – 1948, anschließend erneut im Postdienst bis zur Pensionierung. Seither freie schriftstellerische Tätigkeit in platt-deutscher Sprache, Ehrenvorsitzender des Heimatvereins Club Weserstrand Großensiel v. 1863 e.V., dem er seit der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft angehört, Mitglied im Schrieverkring des RHB und bei den „Plattschnackers“ im Nordenhamer MGH, verstarb am 29.7.2017

 

Waschtag

 

In lebhafter Erinnerung ist mir der Waschtag zu Hause geblieben. Er war ein Festtag für mich, wohl auch deshalb, weil es wieder um Wasser ging, welches ich nun einmal über alle Maßen liebte.

Schon am Sonntag heizte Vater – schließlich war er als Heizer etliche Jahre zur See gefahren – in der Wasch­küche den großen Waschkessel an. Die bereits eingeweichte Wäsche wurde zum Kochen gebracht. Der Kessel stand in der linken, hinteren Ecke – von der Hoftür aus gesehen. Darüber, direkt unter der holzbalkenen Decke, hatten im Sommer die Schwalben ihr Nest gebaut. Wenn die Schwalben auch viel Dreck machten, sie waren Glücksbringer und die vertrieb man nicht! Damit nun der Schwalbenkot nicht in den Waschkessel fiel, hatte Vater ein Brett unter dem Nest angebracht, das den gröbsten Dreck abfing.

Neben dem Waschkessel stand die Pumpe, mit der das Wasser aus der – unter dem Fußboden befindlichen – Zisterne heraufgefördert wurde. Dann war da noch die „Waschmaschine“, in welche die heiße Wäsche hineingelegt wurde, wenn der Kochvorgang beendet war. Alles stand nahe beieinander. Mit einem starken Holzstab wurde die kochend heiße Wäsche dann aus dem Kessel gefischt und in die „Waschmaschine“ gelegt. Man kann sich vorstellen, dass die ganze Waschküche währenddessen in undurchdringlichen Dunst eingehüllt war. Den Schwalben schien das nichts auszumachen. Sie zwitscherten ihre Melodien und fütterten ihre hungrigen Jungen. Die Tür zum Hof stand ständig offen – schon wegen der Schwalben. An der „Waschmaschine“ befand sich ein langer, hölzerner Hebel, mit dem die Maschine in Schwung gebracht wurde. Als kleiner Knirps musste ich dafür drei Schritte vor und drei wieder zurückgehen. Meine Mutter schaffte das natürlich ohne die Füße groß von der Stelle zu bewegen. War endlich die Wäsche genug durchgewalkt worden, begann für mich der schönste Augenblick: das Wasser wurde abgelassen und rann nach draußen. Dort, unter dem Küchenfenster, suchte sich das Wasser seinen Weg zum Graben. Ich baute nun dort einen Damm und versuchte damit, das Wasser aufzufangen. Im Laufe des Tages entstand so ein ansehnlicher „Stausee“. Erst ganz zum Schluß ließ ich ihn dann mit Getöse ablaufen. Es war für mich als Kind ein Hochgenuss im Dreck zu wühlen! Dementsprechend sah ich an solchen Waschtagen auch aus. Davon muss etwas zurückgeblieben sein: mir wird auch heute noch vor keiner „Drecksarbeit“ bange! Am Abend, wenn das Wasser im Kessel genügend abgekühlt war, kam dann auch der „kleine Dreckspatz“ da hinein und wurde gebadet. Nach mir hatten dann meine Eltern auch noch ihren „Badetag“.