Doris Egger ist in Basel wohnhaft, 45 Jahre alt. Bis kurz vor dem Abitur besuchte sie die Schule, kam dann in eine psychiatrische Klinik, in der sie mehrere Jahre verbrachte. Danach arbeitete sie 20 Jahre an einem geschützten Arbeitsplatz im Büro, verbrachte zwi­schendurch immer wieder Zeiten in der Klinik. Heute arbeitet sie im künstlerischen Bereich. Neben dem Schreiben (Lyrik und Theater) befasst sie sich intensiv mit der abstrakten Malerei.

traumbilder


durch dunkle gassen schlendern
in den von wolken verdüsterten
himmel blicken
die sterne unter dem gewölk erahnen

katzen
die davonhuschen
zu scheu um mit den menschen
kontakt aufnehmen zu können

auf einen bienenstock zugehen
dem emsigen treiben zusehen

kieselsteine unter den schuhen
knirschen hören

an einem toten weiher vorbeigehen
zuschauen wie libellen ihre kreise
über dem tümpel ziehen

sich eine zigarette anzünden
gierig den rauch inhalieren
das streichholz achtlos wegwerfen
den langen nachhauseweg unter
die füße nehmen

zu hause ankommen
von der wärme der heizung
übertölpelt werden
den duft von frisch
geröstetem kaffee tief einatmen
sich der verdreckten schuhe entledigen
sich aufs bett werfen

tränen
die das gesicht benetzen spüren
angst steigt die kehle hinauf
sich schreien hören
die mutter vor dem bette stehen sehen
aufwachen mit beklemmender angst
in der brust
die wirklichkeit wahrnehmen
auf den wecker schauen
sehen dass es zeit zum aufstehen ist
sich ankleiden
in die küche gehen
dort die eltern begrüßen
froh darüber sein dass alles
nur ein traum gewesen ist
und sich in den tag hineinstürzen