Ausschnitt aus: OLaf Bröcker: Der Block an der Bahn. Roman über das KZ Vechta

„Na komm!“ Die beiden Männer überquerten die Schienen und gingen schweigend am Bahnhof vorüber. Wie abgesprochen blieben beide vor dem Alten Gymnasium stehen und blickten in die Richtung, in der sie beide oft Häftlinge geführt hatten. Bramlage hörte, wie Westerheide tief aufatmete. Wieder durch-fuhr ihn der Neid. Das muss der Erich nun auch nicht mehr machen, dachte er. Die beiden Männer schau-ten sich an, dann gingen sie weiter in Richtung Adolf-Hitler-Straße.
„Sollen wir … sollen wir außen herum gehen?“ Westerheides Stimme klang unsicher.
Bramlage nickte. Als sie rechts abbogen und in Rich-tung Süden weitergingen, musste er zweimal vor Rührung schlucken. Westerheide hatte sich für den längeren Weg entschieden.
Sie sprachen auch jetzt nicht, während sie die Münsterstraße hinabgingen, bis die Häuser spärlicher wurden und schließlich ganz aufhörten.
„Es kommt mir länger vor als ein halbes Jahr, Willi“, durchbrach Westerheide die Stille, als sie nach links abbogen und die Rückseite des Gefängnisses in Sicht kam.
„Viel passiert in der Zeit“, stimmte Bramlage zu.
„Was meinst du, Willi … ich meine … wie wird das …“ Westerheide setzt mehrfach an.
„Keine Ahnung, wie das ausgeht. Ehrlich! Ich dachte erst, das geht vorbei. Oder dass es nichts so schlimm wird. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher“
 

aus: Olaf Bröcker: Der Block an der Bahn. Roman über das KZ Vechta. Geest-Verlag