Die Presse berichtet über die Auftaktveranstaltung der Berner Bücherwochen

Verheißungsvoller Start der Berner Bücherwochen (NWZ volm 15.09.)

Berne Mit ihrer Auftaktveranstaltung gelang den Achten Berner Bücherwochen ein verheißungsvoller Start. Über 50 Besucher waren aus allen Teilen Deutschlands angereist, um der Premiere der internationalen Anthologie „Mensch sein, Herz haben, sich empören!“ beizuwohnen und um Auszüge aus ihren in das Buch aufgenommenen Texten vorzulesen.

Gutes Gestalten

 

 

Bürgermeister Hartmut Schierenstedt und Karin Logemann, Vorstandsmitglied der Oldenburgischen Landschaft unterstrichen die Bedeutung der Berner Bücherwochen für das Kulturleben der Region. Sie dankten Reinhard Rakow, Initiator und Organisator der Bücherwochen, sowie Alfred Büngen, Leiter des Geest-Verlages, der die Bücher der Bücherwochen veröffentlicht, für deren Engagement. Landrat Thomas Brückmann brachte das aktuelle Motto auf den Punkt: Es handelt davon, sich aus einem mitmenschlichen Impuls zu empören, Herz zu haben und daraus den Antrieb zu nehmen, Gutes für andere zu gestalten.

Alfred Büngen schilderte die Entwicklung der Berner Bücherwochen: angefangen mit einem einzigen Buch, sei man nun bei acht Büchern angelangt, davon drei von Erwachsenen und fünf von Kindern und Jugendlichen geschriebenen. Das Engagement, von dem alle Texte getragen seien, rechtfertige große Hoffnung, dass die menschenfreundlichen Gedanken, die der 1934 von den Nazis ermordete Dichter Erich Mühsam entwickelt habe, lebendig seien und auch weiterhin bleiben würden. Reinhard Rakow pflichtete ihm bei, dass das Niveau der Beiträge diesmal besonders hoch gewesen sei.

Über 20 Vortragende

Über zwanzig Autorinnen und Autoren von Berlin bis Leipzig, aber auch aus Nordenham, Bremen und Oldenburg trugen kurze, aber prägnante 5- bis 10-Minuten-Auszüge aus ihren Buchtexten vor. Da rechnete Wiebke Endres (Wilhelmshaven) mit der realen Medizinerin Dr. Elisabeth Hecker ab, die in der Nazizeit mehr als 180 behinderte Kinder „euthanasierte“, aber in der Bundesrepublik als Kinderärztin praktizieren durfte und auch noch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete wurde, die – leider bei ihrer Zugreise auf dem Bahnhof Hannover gestrandete – Berliner Autorin Katharina Körting mit RAF-Mitglied Ulrike Meinhof, zwischenzeitlicher Ikone einer verwirrten Linken. Der 85-jährige Alfred Nehring aus Oldenburg behandelte in einer Erzählung „Das kleine Leben der Erika Meisner“, während der Beitrag der 17-jährigen Leonie Rauth (Fränkisch-Gmünd) über Oma Helga, die täglich ihre Runde dreht, sich als trickreiche Sprechpartitur entpuppte, vortreffllich umgesetzt von Elisabeth Buschermöhle als Lesepatin. Silke Abendschein (Berlin) berichtete von der alltäglichen Angst einer jungen Mutter um ihr Kind, weil dessen Vater Jude ist, und Marlies Kalbhenn (Espelkamp) erinnerte mit einem berührenden Gedicht an das Schicksal der in Auschwitz ermordeten Dichterin Gertrud Kolmar, die wie Mühsam die von den Nazis ausgehende Gefahr hellsichtig erkannte.

Von Reinhard Rakow moderiert und in vier kurzweilige Leseblöcke aufgeteilt, vermittelten die Texte dieses Premierenabends einen mitreißenden Querschnitt aus dem neuen Buch. Zum Schluss begeisterte das Gedicht „Repräsentative Meinungsumfrage zum Thema soziale Gerechtigkeit“ der Autorin Susy Bergmann (Unterhaching), vorgetragen in verteilten Rollen von Elisabeth Buschermöhle, Edward Humrichs und Reinhard Rakow.

 

--