Henrike Hütter - LAMPEDUSA (Drei Gedichte)

Henrike Hütter, Leverkusen
LAMPEDUSA (Drei Gedichte)

Im Boot auf dem Meer

Das Boot
quillt über vor Menschen,
zusammengepfercht,
allein
in Gedanken an das Notwendigste,
3 Tage auf See,
menschliche Bedürfnisse aufgehalten,
keine Nahrung außer Keksen,
ein wenig Wasser.
Allein
unter vielen mit gleichem Ziel,
Ziel ist die Freiheit, das Glück,
weg von politischer Willkür,
Schlägen, Foltern, Repressalien.
Schwankend
ist das Schicksal der Einzelnen,
hart ist das Los der Menschen im Boot,
allein
in Richtung eines neuen Kontinents,
es gibt keine Alternative.



Boote der Hoffnung

Mit vier Kuttern
auf dem Weg nach Italien,
eine gefährliche Reise
auf dem Weg in ein neues Leben.
200 Menschen
erreichten ihr Ziel,
verschwiegen werden die Toten,
die sich das Meer nahm
wie als Menschenopfer,
die Wellen haben sie verschlungen.
Das Lager ist zu 300 % überbelegt.
Es stimmt etwas dort nicht
mit dem menschenwürdigen,
erstrebenswerten Leben.
Es stimmt dort etwas nicht,
was die Menschen massenweise
zur Flucht zwingt.
In den Booten der Hoffnung
kommen sie,
was erwartet sie?



Auffanglager

Nach
10-stündiger Fahrt auf See
das Auffanglager,
gefangen auf Lampedusa.
Es gab Probleme mit den Behörden,
keiner wollte sie;
zu Hause waren sie unerwünscht,
und auch hier wollte man sie nicht.
Einige von ihnen
hatten die Fahrt auf dem Meer
nicht überlebt,
andere waren tiefgradig traumatisiert,
keiner trauert mit,
keiner hat Verständnis.
– Es sind Menschen wie wir,
stell dir vor,
dich will keiner mehr,
wo, wo sollst du dann hin?