Pressebericht: Buchpremiere zweier Bücher in der Berufsbildenden Schule in Brake am Donnerstag 11.11,

„Ansage!", so die Überschrift des kürzesten Textes des Abends, „Das hier ist keine Nachricht, sondern eine Ansage! Fangt endlich an, jeden so zu akzeptieren, wie er ist!" Sophia Theilen hat ihn geschrieben für das Buch der Berufsbildenden Schulen (BBS), Schulstandort Elsfleth, Titel „Die Hoffnung von morgen". Und sie hat ihn vorgetragen auf der Premiere dieses Buches und des Schwesterbuches aus dem Schulstandort Brake, Titel: „Gestern war ich noch nicht heute", zu der sich im Braker BBS-Foyer Schüler-AutorInnen, Lehrer, Eltern und weitere Gäste einfanden. Die im Rahmen der achten Berner Bücherwochen ausgerichtete Veranstaltung war die erste ihrer Art; Schreib- und Buchevents mit Berufsschülern hat es zuvor nicht gegeben, weder in den Bücherwochen noch sonstwo im Bundesgebiet.

 

Studiendirektorin Catrin Beineke hob in ihren Eingangsworten denn auch die Bereicherung der Schule durch dieses besondere Projekt hervor. Rund 150 SchülerInnen, engagiert und effektiv betreut durch ihre Kolleginnen Julia Villbrandt-Firneisen (Elsfleth) und Julia Bayrhammer (Brake) hätten tolle Texte verfasst, die zu lesen schon wegen ihrer Vielfältigkeit großen Spaß mache. Auch Mareike Suhr-Krippner als Stellvertreterin des Landrats lobte beide Bücher und betonte die Wichtigkeit des Lesens und Vorlesens aus einem „richtigen" Buch. Bücherwochen-Organisator Reinhard Rakow gratulierte den SchülerInnen zu ihren Texten und bedankte sich bei den Sponsoren dafür, dass sie Non-Profit-Vorhaben wie dieses ermöglichten.

 

Was folgte, war eine fesselnde Lehrstunde in Sachen Offenheit und Authentizität junger AutorInnen. Moderiert von Geest-Verlagsleiter Alfred Büngen, der die zugrundeliegenden Schreibtage im Juni konzipiert und betreut hatte, und Berufsschüler Justin Husmann, wurden sechzehn Buchbeiträge von ihren VerfasserInnen oder von MitschülerInnen zu Gehör gebracht, wobei jede einzelne Lesung die HörerInnen durch ihre Frische, Unverwechselbarkeit und Emotionalität, durch ihren Mut und ihre Glaubwürdigkeit gefangennahm. Da wurde, als Sophia Theilen mit Irofrisur und Tatoos ans Mikro trat, klar, was sie mit ihrer „Ansage" meinte, da flossen Tränen, als Levin Hansel „Das undefinierbar Definierbare" in der Person seiner unter den Gästen weilenden Mutter fand, und unvermitteltes Verstehen und Mitfühlen griff Platz, als Rumeysa Eda Yildirim ihren Text „Yasadigim hayat" selbst auf Türkisch vortrug, noch bevor Mitschülerin Marleen Timp fürs Aha-Erlebnis die Übersetzung nachlieferte: „Das Leben, das ich gelebt habe". Neben autobiografischen Texten gab es immer wieder Fiktionales und Poetisches in oft hoher Qualität zu bewundern. Miriam Paul mit „Utopia", Hannah Egenhof mit „Manchmal", Angélique Schau „Der letzte Tag auf Erden" oder Jennifer Königshoff mit „Die Figuren meiner Vorstellung" zogen ihr Auditorium durch Textinhalte wie durch die Weise des Vortrags in Bann; man hätte ihnen noch Stunden lang zuhören mögen.


Zum Ende händigten Mareike Suhr-Knippner und Alfred Büngen den AutorInnen die Freiexemplare ihrer beiden so beeindruckend gelungenen Bücher aus, um diese sodann, den letzten Lesungstext von Jasmine Neff noch im Ohr, zu entlassen in die „Tiefschwarze Nacht".