Tolle Lesung am gestrigen Abend im Museum im Zeughaus / Eindrücke von Vechta
Ein wirklich bewegender Leseabend gestern im Museum im Zeughaus. Prof. Dr. Marianne Assenmacher, Präsidentin der Universität Vechta, führte in den Abend ein, umriss das Zustandekommen der Besezung der artist in residence-Stelle, stellte Annalisa Hartman aus Zürich als diesjährige Autorin vor.
Dann war die Literatur am Zuge. Annalisa Hartman las zusammen mit Olaf Bröker und Alfred Büngen eine Auswahl an Texten, die in der Zeit ihres Aufenthalts in Vechta entstanden sind, wobei das Thema 'Global City' lautete. 45 Minunten Lesung und eine beeindruckte etwa siebzigköpfige Leserschaft. Poetisch, lyrisch mit vielerlei literarischen Figuren enstanden bei Annalisa Hartmanns Texten Bilder der Begegnung mit dieser Stadt, die über die literarische Emotionalität für jeden Hörer nachvollziehbar waren, ihn berührten, eigenes Erleben hervorrief.
Großer Beifall und viele Komplimente nach der Lesung, bei der die Autorin gemeinsam mit Olaf Bröcker und Alfred Büngen ihre Texte las. Die Heterogenität des Publikums, so die Lesenden, machte die Lesung zwar schwierig aber auch besonders interessant.
Spannend auch das von Axel Fahl-Dreger, dem Leiter des Museums anschließend moderierte Gespräch nach der Lesung, in dem auch einzelne Hörer über die Momente der Begegnung mit Annalisa Hartmann in diesen Wochen ihre Aufenthalts berichteten.
Schon jetzt freuen sich viele Menschen auf das Buch mit den Texten, das Ende August im Geest-Verlag erscheinen soll.
Annalisa Hartmann Alfred Büngen/Olaf Bröcker/A.Hartmann und Axel Fahl-Dreger
Windgedicht in Notizen
von Annalisa Hartman
I
Es ist ein sonderbares Gefühl, beim Pferd zu stehen. Als Fremde. Immer noch. Schon wieder. Ein bisschen wie mitatmen zwar, Eis essend auf die fünfte Jahreszeit warten. Geheimnisse streng bewahren. Im April keine Töpferkurse besuchen, aber perfekte französische Gärten dressieren. Beim Singen in der Kirche die anderen übertönen und beim Vaterunser eine Nasenlänge voraus sein. Rund um die Uhr „Moin“ sagen. Bloss, ein bisschen stickig ist es hier.
Mitatmen und auf einmal nicht viel mehr als dieses „Moin“ sagen können. Auf Unterstützung angewiesen sein. Bei jeder Bewerbung im Kopf haben: als erstes kommen die Deutschen, dann die EU-Bürger und dann ich.
Windstille –
bläst mir Greifbares und Ungreifbares durch den Kopf. Schweinemast, Dünger, Wald, Stierbräu, Kaffee, billiges und teures Parfüm, Zimt, Schweiss und Zigarettenrauch führen ihre riechbaren Dialoge.
In Gruppen sitzen sie zusammen und reden. Zwei Frauen und ein Mann mit Kaffeebechern auf der ersten Bank. Zwei Frauen und ein Mann ohne Kaffee, dafür mit Zigaretten auf der zweiten Bank. Auf der dritten Bank ist es still. Dort sitzt allein und schweigend ein Mädchen.
Windstille –
herrscht für alle am gleichen Tag.
Uni-Präsidentin Marianne Assenbacher bei der Einführung
Das Publik genoass die leisen Töne dieser Lesung / Präsidentin M. Assenbacher