04.02.2025 - aktuelle Autoprin - Amanda Wurm

Amanda Wurm ist 2005 geboren und liebt es, in der Freizeit durch Musik, Literatur und Showakrobatik kreativ zu werden und ihre Ideen auszuleben. Ihre erste Veröffentlichung fand im Zusammenhang mit der Schreibwerkstatt des Gymnasiums Antonianum Vechta statt und nun hat sie ihr eigenes Buch geschrieben.

Amanda Wurm

Bis die Zeituhr stillsteht

Mit Illustationen der Autorin

Geest-Verlag 2024

ISBN 978-3-86685-721-6

11 Euro

 

Amanda Wurm ist 2005 geboren und liebt es, in der Freizeit durch Musik, Literatur und Showakrobatik kreativ zu werden und ihre Ideen auszuleben. Ihre erste Veröffentlichung fand im Zusammenhang mit der Schreibwerkstatt des Gymnasiuie Gedichte und Texte sind wie Heim- kommen in einem Orkan aus Gefühlen. Ein kleines Stückchen Geborgenheit und Gesehen-werden in der Einsamkeit und im Nichts-Fühlen; ebenso auch eine unglaubliche Kollektion an Farben und Gedanken mit einem ganz eigenen roten Faden.
Lara L. J. Robbers



Jeder Text zieht einen in ein anderes Mikroversum, aus dem man gar nicht wieder raus will, weil jedes Wort die Impression ausschmückt, bis man denkt, man wäre wirklich da gewesen. Und wenn der Text vorbei ist, fühlt es sich an, als wäre es geträumt.
Neo Götting

 

 

 

aus: Geschichten für ein Miteinander:

Amanda Wurm
Wenn Denkmale Denkmale sind

Ein Denkmal steht vor mir, wie auch ein Rektor vor mir steht, wenn man einen überfahrenen Frosch in die Tasche einer Lehrerin gelegt hat. Hart und unbeweglich.
Es kann sein, dass der Vergleich nicht ganz meiner reinen Fantasie entspringt, aber das soll uns nicht weiter kümmern. Obwohl, Rektoren waren in meinen Augen schon immer wie Statuen. Mit Augen, die wie Lichtblitze in die Gehirne der Schüler schießen und alles erhellen, was im Schatten verborgen bleiben sollte. Na ja, manchmal kann die Fantasie auch zu blühend sein. Und egal was Rektoren auch machen und wie sie sind, in diesem Moment steht vor mir ein Denkmal. Es hat nichts mit Rektoren zu tun – oder Fröschen und Lichtblitzen. Vielmehr hat es mit meiner Nachbarin zu tun. Oder dem, was von ihr übrig geblieben ist.
Meine Nachbarin war auf den ersten Blick eine unscheinbare Person, man stempelte sie als alte Dame mit Gehstock ab oder man beachtete sie erst gar nicht. So, wie ich es auch tat, bis sie eines Tages an der Tür klopfte.
Mit Keksen. Dampfende Kekse, die bei meinem hungri-gen Blick sofort zerbröckelten und in meinem Mund schmolzen, bevor ich sie überhaupt angerührt hatte. Ich war mir sicher, dass meine Nachbarin Gedanken lesen konnte. Vielleicht war sie ja auch eine ehemalige Rektorin.
Und ich sage euch, es blieb nicht bei einem Mal. Sie schien gerne zu backen, denn alle paar Tage stand sie mit warmen Keksen vor der Tür. Sicherlich hatte sie kleine Wich-tel, die unter kleinen grünen Zipfeln die ganzen geheimen Rezepte verbargen und flitzend umsetzten, denn die Kekse schmeckten wunderbar. Die könnten nur aus einem Märchen stammen.
Zwar war sie selbst nie sehr gesprächig, aber das machte nichts, denn manchmal sprechen Gesten mehr als Worte. Oder Schweigen, das von schwindenden Keksen stammt. Wir saßen auf der Treppe und teilten. Es machte Spaß.
An manchen Tagen übernimmt die Fantasie das Gehirn. Das Denkmal vor mir hat in meiner Fantasie einen Keksteller in der Hand. Und Lichtstrahlen, die aus den Augen in dunkle Ecken dringen und wissen, wie schweigendes Teilen auf Denkmäler projiziert wird. Und Erinnerungen.
Erinnerungen, die die geteilte Freude mehr wert macht als der Schmerz.