Crazy Stories von den Jugendlichen der Ferien-Schreibwerkstatt der St. Bendikt-Bücherei Visbek -Schnupperlektüre: Rebecca Gerdes: Paul, die Wunschmaschine

Ferien-Schreibwerkstatt
der St. Benedikt-Bücherei Visbek:

Kristina Gerdes, Rebecca Gerdes, Nicole Hölscher,
Lisa Kock, Carina Meyer, David Robbers,
Johannes Schmedes, Danny Stein, Madeline Suing,
Maren Tönjes, Veda Wenke
unter Leitung von Alfred Büngen
Crazy Stories
Gedichte und Geschichten
,
in den Ferien geschrieben
Geest-Verlag, 2011
978-3-86685-281-5

72 S., 3,-Euro

(Broschüre)

Eine tolle Idee hatten die Mitarbeiterinnen der St. Benedikt-Bücherei in Visbek mit der Teilnahme an der Julius-Club-Aktion der VGH-Stiftung und der Büchereizentrale Nieder­sachsen. Zum einen bekamen viele Kinder und Jugendliche in den Sommerferien die Möglichkeit, tolle Bücher auszu­leihen. Zudem gab es für eine interessierte Gruppe dieses ganz besondere Projekt, zusammen mit einem Verlagsleiter eigene Texte zu schreiben und in der Form dieser Broschüre auch zu veröffentlichen.
Eigentlich nur als einmalige Veranstaltung geplant, hatten die TeilnehmerInnen so viel Spaß, dass sie sich jede Woche in den Sommerferien einmal trafen und zu verschiedenen Themen in unterschiedlichen Textformen schrieben. So ent­stand eine Vielzahl von Geschichten und Gedichten, die wir nur zum Teil in dieser Broschüre veröffentlichen können. Die kreative Fantasie aller TeilnehmerInnnen am Projekt war einfach bemerkenswert. Nach einem kleinen Schreibimpuls sprudelten die Ideen über Wunschmaschinen, verrückte Sommerferien und Gummibärchenhochzeiten.
Bei einem Besuch im Geest-Verlag lernten die Teilneh­merInnen zudem kennen, wie der Weg vom Manuskript bis zum fertigen Buch verläuft.
Nun, zum Abschluss, werden die Kinder und Jugendlichen des Projekts ihre Geschichten auch in Lesungen Freunden, Bekannten, Eltern anderen Kindern, Jugendlichen und Er­wachsenen vorstellen. Und wir sind uns sicher: Sie werden Spaß an den Geschichten und Gedichten haben.

Und hier gibt es schon einmal als Schnupperlektüre

 

 

Paul, die Wunschmaschine
Rebecca Gerdes

Liebes Tagebuch,
heute ist etwas Komisches passiert: Ich lag gerade auf dieser Lichtung hinter dem Krankenhaus im Wald und dachte darüber nach, wie traurig ich bin, als ich plötz-lich einen Gesang wahrnahm, so als ob die Englein sängen. Neugierig setzte ich mich auf, doch da hörte der Gesang auf. Ich dachte, ich hätte mich verhört, also legte ich mich wieder hin.
Auf einmal wurde es ganz hell und der Gesang war wieder da. Suchend blickte ich mich um. Erschreckt sah ich einen seltsamen grauen Kasten mit weißen Flügeln auf mich zuschweben. Plötzlich fing das Ding an zu sprechen: „Haaallooo! Iiiich biiin Paaauuul, diiiiee Wu-uunsch-maaaschiiiieeeneeee!“
Ich war sprachlos, doch das Ding öffnete wieder seinen Mund, der einfach nur ein Schlitz in diesem grauen Kasten war, und sprach weiter: „Iiiich habeee dein Leeeid geehööört und biiiin geeekooommen, uum diiir deiiine Wüüüünsche zu erfüüüllen!“
Ich konnte immer noch nichts sagen.
„Loooos wüüüünsch diiir waaas!“
Endlich konnte ich wieder sprechen. „Soll ich mir denn einfach was wünschen?“, hab ich dieses Dings gefragt.
„Jaaaaaaaa!“, hat es mir geantwortet.
Da dachte ich angestrengt nach und dann fiel mir et-was ein: Ich wusste ja nicht, was passiert, also wünschte ich mir erst einmal ein Eis am Stiel. Stell dir vor, liebes Tagebuch, auf einmal hatte ich einen Stock in der Hand, auf dem Reis pappte! Ich wunderte mich und fragte das Ding danach. Schnell entschuldigte es sich: „Ooooooh! Tuuuuut miiiir leeeiiiid! Daaas wooollte iiich niiiicht!! Iiich haaaabe ees faaalsch veerstaaanden!“ Und zack – war es ein Eis am Stiel.
Die Wunschmaschine Paul erzählte mir, dass er leider immer nur einen Wunsch pro Tag erfüllen kann. Das ist ein bisschen schade, ich habe noch so viele Ideen. Paul hat mir erzählt, dass ich ihn mit zu mir nach Hause nehmen muss, um mich um ihn zu kümmern. Ich habe ihn jetzt in unserem Gartenschuppen versteckt und habe ihm einen Apfel und ein Glas Wasser gegeben.
So, jetzt bin ich aber müde, liebes Tagebuch, bis morgen!

15.3.2030
Hallo, liebes Tagebuch!
Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hab ich einen richtigen Schock bekommen! Auf meinem Bett hüpfte die Wunschmaschine Paul über meine Füße! Paul war aus dem Schuppen ausgebüchst und durchs Fenster in mein Zimmer geflogen. So ein Frechdachs! Da hüpft dieses computergroße Ding auf mein Bett und ruft: „Auufwaaachen, auufwaaachen!“
„Was machst du denn hier?“, fragte ich.
„Pauuul haatte Laaangeeweeeiile!“, antwortete er.
Ich stöhnte. Na toll, jetzt war ich sowieso wach. Ich stand auf. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich zog mich an und ging nach draußen. Paul folgte mir auf Schritt und Tritt. Ich hatte Angst, dass ihn jemand sieht! „Ich wünschte, du wärst kleiner, dann könnte ich dich überall hin mitnehmen“, überlegte ich laut.
„Wiiird erfüüüllt!“, rief Paul fröhlich, und ehe ich mich versah, war Paul so groß wie eine Tik-Tak-Dose. Na toll! Jetzt hatte ich mir unbewusst etwas gewünscht. Mei-ne Pläne müssen wieder bis morgen warten.
„Schauu maaal, wieee kleeiiin iiich biin!“, freute sich Paul.
Ich bin fast ausgerastet.
Paul bemerkte das: „Duuu haaast‚ iiich wüüünschte … gesaaagt!“
Naja, daran kann ich jetzt auch nichts ändern.
Bis morgen, liebes Tagebuch!

16.03.2030
Liebes Tagebuch!
Paul wohnt jetzt bei mir im Zimmer. Er hat mir erzählt, dass er von anderen Menschen weder gehört noch gesehen werden kann. Weil er jetzt so klein ist, kann er auch super mit zur Schule kommen! Das hatte sich heute bewährt, denn kaum dass ich in der Schule an-gekommen war und mich auf meinen Platz gesetzt hatte, rief unser Lehrer: „Überraschungstest!“ Gut, dass Paul da war, liebes Tagebuch, sonst …
„Ich wünschte, ich wüsste die Antworten“, sagte ich zu Paul – und wie es aussieht, hat es geklappt. Morgen kriegen wir den Test wieder. Danach bin ich mit Paul noch auf den Spielplatz gegangen. Dort hat er sich selbstständig in ein Baby verwandelt. Das geht also auch! Super! Dann konnten wir spielen, ohne dass es aussah, als ob ich mit der Luft spielte. Als wir nach Hause gingen, sagte Paul: „Paauul haaatte Spaaaß!“
„Ich auch!“, antwortete ich ihm.
Gute Nacht, liebes Tagebuch.

19.03.2030
Hallo, liebes Tagebuch!
Sorry, dass ich mich die letzten Tag nicht gemeldet habe. Wir waren im Urlaub. Paul ist auch mitgekommen. Er hat mir Sonnenschein, ein Eis und ein Gummi-boot gezaubert. So konnte ich meinen Strandurlaub genießen. Heute sind wir wieder nach Hause gefahren.
Übrigens: Der Test war eine 1+!
Bis morgen, liebes Tagebuch.

Hallo Tagebuch!
Heute ist etwas Schreckliches passiert! Mein Bruder Tom und ich haben uns gestritten, und da habe ich gesagt: „Ich wünschte, du wärst niemals geboren.“
Paul dachte, ich meinte es ernst, und hat mir diesen Wunsch erfüllt. Jetzt kann sich niemand mehr an Tom erinnern. Ich könnt heulen! Aber dann würden meine Eltern fragen, was ich habe, und vielleicht Paul entde-cken.
Bis morgen!

Liebes Tagebuch!
Tom ist wieder da!
Doch ich hielt es für das Beste, Paul wegzuschicken. Es wird auch nie wieder einen Eintrag von mir geben.
Auf Wiedersehen, liebes Tagebuch!

Eine Woche später erhielt ich eine Postkarte von Paul.

Liebe Rebeeeccaaa,
viiielee Grüüüße auus Uuungaarn! Iiich biiin jeetzt beiii eiiinem Juungen. Erzääähl miir dooch, wiie eees diiir geeht! Schiick miir eeinfaach eeine Pooostkaartee und saag, „ich wünschte, sie wäre bei Paul“, weenn duuu siie iiin deen Briiiefschliitz steeckst.
Liiebe Grüüüße, Pauuul!

Ich habe mich sehr gefreut und habe gleich zurückgeschrieben. Wir beide sind jetzt für immer Freunde!