Dieter Krenz - Erzählungen in der Isolation - der dritte Tag (Literatur in schwierigen Zeiten)

 bereits der 3. Tag in der Isolation

Am 3. Tag kam der kleine, schmale Ferdinand, auch Ferdi genannt, zum kranken Kind mit seiner Geschichte.

Vom Baum will ich Dir erzählen, sprach er. Hinter unserem Haus steht ein Nussbaum. Der hat im Herbst viele Nüsse. Leider mopsen die meisten die Eichhörnchen. Aber weil meine Familie und ich  die Eichhörnchen mögen, lassen wir sie.

Wenn ich mich mit dem Rücken an den Baum lehne, glaube ich manchmal zu spüren, wie er atmet. Aber vielleicht ist das nur mein eigener Atem.

Vor einiger Zeit haben wir eine seltsame Erfahrung mit dem Baum gemacht. Mein Vater wollte am Wochenende an einem dicken Ast die Schaukel für meine kleine Schwester befestigen. Ich hatte Zweifel, ob der Ast auch stark genug wäre. Mein Vater lachte und meinte, mein Schwesterchen sei doch kein Kartoffelsack. (Das Kind kicherte) Ich war beruhigt, nachdem mein Vater sich für einen kurzen Moment selbst an den Ast hing. Und mein Vater ist schwerer als ein Kartoffelsack. Am Morgen danach eine große Überraschung: Der Ast lag unter dem Baum im Gras. Ein Eichhörnchen hüpfte darauf herum, so als hätte es den Ast besiegt. Wir mussten lachen. (Das kranke Kind auch) Als wir uns den Ast genauer anschauten, wunderten wir uns, wie ein so dicker Ast über Nacht brechen konnte. Hatte mich der Baum gehört?

Wie ist der Name des Baumes?