Dirk Röse: Die Ballade vom Seemann Jan (auf Youtube zu hören)

Text und Musik von der Ballade vom Seemann Jan

ist hier zu hören

 

 

 

Dies ist die Ballade vom Seemann Jan, der bei Sturm über Bord geht und zu ertrinken droht. Im Angesicht des Todes bittet er Gott, ihm die Qualen zu ersparen und ein abruptes Ende mit ihm zu machen. Als Argument führt Jan an, dass in der tosenden See niemand etwas von Gottes Eingreifen mitbekäme. Doch die Welt nimmt ihren eigenen Lauf und der glimmende Docht wird nicht ausgelöscht ...
 
Text & Musik: Dirk Röse
© 2015
 
Dezembernacht / über dem Horizont ein heller Schein
Fliegt ein Komet / sein Schweif so hell, er soll ein Trost uns sein
Die Menschheit wacht / Gott hat uns nicht vergessen, dieses Bild
Für uns gedacht / wir sind es, denen seine Liebe gilt
Den glimmenden Docht / löscht er nicht aus / geknickt ist der Halm / reißt ihn nicht heraus
Ist das eine Hoffnung, die die Menschheit trägt / oder Sehnsucht, die noch viel mehr Elend hegt?
 
Atlantikkurs / von Rotterdam aus Jan in See heut sticht
Komet der Nacht / ein gutes Omen für ihn dieses Licht
Der zähe Jan / ihm hat das Leben wahrlich nichts geschenkt
Am Firmament / ein Zeichen, das alles zum Guten lenkt
Den glimmenden Docht / löscht er nicht aus / geknickt ist der Halm / reißt ihn nicht heraus
Ist das eine Hoffnung, die uns alle trägt / oder Sehnsucht, die noch viel mehr Elend hegt?
 
Ein Sturm kommt auf / das Schiff gerät hinein, zum Spielball wird
Der Seemann rutscht / über das nasse Deck, das Unheil spürt
Das Meer, es tobt / mit Wellen häuserhoch, ist aufgewühlt
Dann schreit Jan auf / die Woge hat ihn über Bord gespült
Den glimmenden Docht / löscht er nicht aus / geknickt ist der Halm / reißt ihn nicht heraus
Ist das eine Hoffnung, die uns alle trägt / oder Sehnsucht, die noch viel mehr Elend hegt?
 
Jetzt ist er dran / das Schicksal nimmt gern seine Not in Kauf
Noch einmal taucht / das Schiff ganz oben auf den Wellen auf
Dann wird es still / in ihm, Jan schließt mit seinem Leben ab
Die Einsamkeit / einer verlor’nen Seele, Seemannsgrab
Herr im Himmel / Rettung gibt es nicht. / Mach doch bitte jetzt / dass mein Auge bricht
Lass mich nicht ertrinken / elendig voll Qual / mach ein schnelles Ende / ausnahmsweise mal
Den glimmenden Docht / löscht er nicht aus / geknickt ist der Halm / reißt ihn nicht heraus
Ist das eine Hoffnung, die uns alle trägt / oder Sehnsucht, die noch viel mehr Elend hegt?
 
Im Wellental / stürzt Wasser auf ihn, er um Atem ringt
Das war’s dann wohl / denkt Jan voll Angst, als er im Meer versinkt
Dann kommt er hoch / er schnappt nach Luft und bitterlich er lacht
Das Spiel mit ihm / ums Überleben währt die ganze Nacht
Herr im Himmel / Hoffnung gibt es nicht. / Mach doch bitte jetzt / dass mein Auge bricht
Ich bin hier allein / kein Zeuge deiner Tat / mach ein Ende jetzt / das Leiden ist zu hart
Will nicht glimmen / nicht geknickt mehr sein / will lodern wie ein Feuer / wie der Sonnenschein
Will in Blüte steh‘n / will im Wind mich dreh’n / will den Himmel seh’n / will auf Wolken geh‘n
Den glimmenden Docht / löscht er nicht aus / geknickt ist der Halm / reißt ihn nicht heraus
Das ist keine Hoffnung, die uns alle trägt /
das bleibt mir ein Rätsel / das Gott vor aller Zeit in diese Welt gelegt
 
Am nächsten Tag / zieht der Komet dahin bedeutungsleer
Die Sonne scheint / ertränkt ihr Licht im eisigkalten Meer
Ein zynisch Werk / dem Sturm folgt Kälte auf derselben Bahn
Und Jan der treibt / auf einer Planke starr im Ozean