Es weht ein eiskalter Wind in diesem Land - Der Gang in die Illegalität und die Notwendigkeit unseres Handelns

Familie Zizaku hat sich für den Weg in die Illegalität entschieden. Der für die Familie unfassbaren Abschiebung in den Kosovo entzog sie sich durch den Gang in die Illegalität. Was das bedeutet, macht sich kaum jemand von uns klar. Die Mutter und die Kinder sind bundesweit zur Festnahme ausgeschrieben, jede Auffälligkeit muss vermieden werden, Aus- und Schulbildung sind nicht mehr möglich.

Was bleibt sind die Fragen an uns alle. Warum waren wir nicht stark genug, diese Abschiebung, die gegen jegliche humanen Grundrechte verstößt, zu verhindern? Wie können wir handeln, dass das Leben der Familie auch in der Illegalität möglich ist? Wor allem aber, was können wir machen, damit weitere Abschiebungen von Menschen nach vielen Jahren des Aufenthalts verhindert werden, damit nicht noch weitere Familien in die Entscheidung gestoßen werden, den Weg in die Illegalität anzutreten?

Viele Menschen, die die Familie in den letzten Wochen begleitet haben, ihre Soldiarität gezeigt haben, sei an dieser Stelle gedankt. Und es sei die Hoffnung ausgedrückt, dass sie sich weiter in diesem konkreten Fall und gegen die zur Zeit laufendende Abschiebewelle in den Kosovo engagieren.

Viele Menschen haben auch gelernt, was von Menschen in verantwortlichen Positionen zu halten ist, die in keiner Wiese bereit waren, sich für die Familie zu engagieren. In anderen Landkreisen und Städten haben Ausländerbehörden und Politik in vergleichbaren Fällen anders gehandelt. Es gab Ermessensspielräume, die nicht genutzt wurden. Hier verschanzte man sich lieber hinter Gesetzen und Erlassen, hinter Wiesungen des Innenministeriums.

Diese Welt in der Bundesrepublik Deutschland wird durch die Ereignisse von vielen Menschen nach ihrern Erlebnissen anders, sehr viel kritischer wahrgenommen. Es weht nicht nur in dieser Frage ein eiskalter Wind der Inhumanität in diesem Land, dem es durch unser engagiertes Handeln gilt, einen engagierten, solidarischen Frühling entgegen zu stellen.

Diesen Sätzen möchte ich Ulrike Kleinerts Gedicht 'die Nächste' anschließen, dass die Notwendigkeit unseres Handelns noch einmal unterstreicht:

 

Die Nächste

Als sie Asylunterkünfte überfielen,
habe ich geschwiegen.
Ich habe kein Asyl beantragt.

Als sie Aussiedler verprügelten,
habe ich geschwiegen.
Ich habe als Deutsche
immer in Deutschland gelebt.

Als sie das Haus
ausländischer Nachbarn anzündeten,
habe ich geschwiegen.
Meine Vorfahren
sind alle deutsch.

Als meine Freundin,
die mit dem behinderten Kind,
Morddrohungen erhielt,
schwieg ich weiter.
Mein Kind ist nicht behindert.

Aber als plötzlich
Menschen mit dunklen Haaren
angepöbelt wurden,
bekam ich
Angst.

 (dieses Gedicht ist hier auch zum Anhören abgespeichert/einfach klicken)