Heute in die Bindung gegangen: Wolfgang Bullerdiek und Claudia Engebretsen

Claudia Engebretsen
Märzwolken

Geest-Verlag 2010

ISBN 978-3-86685-205-1
448 S., 14,- Euro

So einfach ist es nicht – das bekommt Tina 1970 zu spüren. Sie hat einen
entscheidenden Fehler begangen, hat sich in den verkehrten Mann
verliebt. Björn lebt in einem Land des Klassenfeindes, in Norwegen, Tina
hingegen ist Bürgerin der DDR. Durch ihre Beziehung wird sie politisch
untragbar. Es gibt Konflikte am Arbeitsplatz, Auseinandersetzungen in
den Ferien, Behin-derungen durch die Behörden. Tinas Kampfgeist wird
durch diese Ausgrenzungsversuche angestachelt. Sie startet eine Flucht
nach vorn – beschwert sich. Nach mehreren abgelehnten Anträgen darf sie
unerwartet ihre Papiere für die Eheschließung einreichen und heiraten.
Tina glaubt, dass nun einer Übersiedlung nach Norwegen nichts mehr im
Wege steht, doch sie täuscht sich. Tina hat sich inzwischen zu einer
selbstbewussten jungen Frau entwickelt, kämpft weiter gegen immer
weitere Schikanen. Die Entlassung aus dem Betrieb droht, dank der
uneigennützigen Hilfe von Freunden kann sie jedoch verhindert werden.
Endlich, ein halbes Jahr nach der Heirat, übersiedelt sie 1976 zu Björn,
der bei seinen abenteuerlichen Reisen in die DDR versucht hat, ihr das
fremde Land, ihre neue Heimat Norwegen, bereits näher zu bringen.

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Wolfgang Bullerdiek
Keine Freude als diese Traurigkeit

Gedichte aus fünf Jahrzehnten
ISBN 978-3-86685-233-4

10 Euro

Zum Teil schlummerten die Gedichte W. Bullerdieks aus Bremen fünf
Jahrzehnte in seiner Schublade. Der Autor selbst stand ihnen skeptisch
gegenüber, die universitäre Laufbahn bis hin zum Professor für
Soziologie an der Hochschule Bremen machte eher die Arbeit an
wissenschaftlichen Texten notwendig.

Herr Prof. Bullerdiek hat nun seine Gedichte aus fünf Jahrzehnten
gesichtet und sie einer Veröffentlichung zugeführt.

‚Keine Freude als diese Traurigkeit’ lautet der Titel des 
Gedichtbandes, der i in lyrisch-verdichteter Form eine Lebensrückschau
enthält, fürwahr keine private Nabelschau, vielmehr eine
gesellschaftliche, in der sich die privaten Momente eines Lebens
einbinden. Ein Feuerwerk von Sprachbildern, voller Eindringlichkeit,
niemals sprachlich überhöht, deswegen für jeden Menschen aufnehmbar. Der
heute nur zu oft spürbaren ‚lyrischen Geschwätzigkeit’ stellt er die
verdichtete, philosophische ‚Wahrheit’ eines engagierten Lebens entgegen
(… ein schlagendes Herz / das dir keine Zeit mehr lässt / für
fruchtlose Monologe). Auch wenn das gesellschaftliche Resümee seiner
Gedichte skeptisch ausfällt ( …Du hörst und fragst vergebens, / und du
weißt es schon längst.),  ist seine Haltung keineswegs resignierend.
Vielmehr ist auch die Lyrik selbst Teil jenes Traums, den er in einem
seiner Gedichte so beschreibt:

Und nun:

Was ist zu tun?

Es gibt kein Paradies,

doch ohne das zu leben,

geht aber auch nicht –

wenn Paradies heißt:

von einem besseren, faireren

Leben zu träumen,

in dem das Glück

schuldenfrei zu haben ist.

Und in Anspielung an Schuberts Frühling beschreibt er die Ästhetik
der Lyrik als ‚Keine Freude als diese Traurigkeit, die so schön ist.’

Und tatsächlich ist Bullerdieks Gedichtband ein ästhetischer Genuss,
der vielen Menschen zu einem wichtigen Begleiter werden kann.