Hoffnungstexte: Ann-Kathrin Lange und Sarah Knoop: Die Quelle meiner Hoffnung

Die Quelle meiner Hoffnung

Ein leichter Windstoß wehte in ihr Gesicht, als sie in das klare Wasser vor sich blickte. Es herrschte Stille, nur das leise Zwitschern der Vögel und das leichte Rascheln der Bäume, welche sich im Wind bewegten, waren zu hören. Das war ihr Rückzugs-ort. Eine kleine Quelle im Wald, die sonst von nie-mandem besucht wurde. Immer wenn es ihr schlecht ging oder sie eine Auszeit brauchte, ging sie dort hin.
Nach einer Weile ließ sie sich am Ufer nieder. Langsam steifte sie Schuhe und Socken ab und glitt mit den Füßen in das kühle Wasser. Entspannt schloss sie die Augen und für einen kurzen Moment vergaß sie alles. Doch es dauerte nicht lange, bis die Gedanken an das, was passiert war, zurückkamen. Tränen stiegen in ihre Augen und liefen langsam ihre Wangen hinunter, bis sie schließlich ins Wasser tropften. Sie hatte an diesem Tag ihre beste Freundin wegen eines Streits verloren. Manche würde nun sagen, dass das doch nichts Dramatisches ist, Freunde kommen und gehen nun mal. Aber für sie war es anders. Ihre Freunde bedeuteten ihr mehr als alles andere. Und nun fühlte sie sich allein wie noch nie zuvor, als sie am Ufer saß und weinte. Doch dann hörte sie plötzlich ein leises Wimmern. Im ersten Moment dachte sie, dass es nur Einbil-dung wäre, doch kurz darauf folgte ein Bellen. Das brachte sie schließlich zum Aufstehen. Sie sah sich um. Als sie jedoch nichts fand, begann sie, dem Geräusch zu folgen. Es führte sie schließlich zu einem Schuhkarton. Sie ahnte schon, worum es sich dabei handelte, dennoch hoffte sie, dass sie sich irrte. Doch als sie den Deckel anhob, bestätigte sich ihre Vermutung. Vor sich sah sie einen zusammengerollten Huskywelpen, welcher leise vor sich hin winselte. Es brach ihr das Herz zu sehen, dass jemand dazu in der Lage war, so ein kleines hilfloses Tier einfach auszusetzen. Vorsichtig hob sie den zitternden Hund aus dem Karton und drückte ihn an sich. „Keine Angst, ich helfe dir“, sagte sie mit beruhigender Stimme, während sie ihm sanft das hellgraue Fell streichelte. Ohne weiter nachzudenken, stand sie auf und lief nach Hause mit dem kleinen Welpen auf dem Arm.
An diesem Tag hatte sie zwar einen Freund verlo-ren, aber auch einen neuen dazugewonnen. Die Hündin, welche sie liebevoll Hope taufte, begleitete sie von diesem Tag an viele Jahre ihres Lebens. Sie zeigte ihr, dass wahre Freunde nicht einfach gehen und in Vergessenheit geraten. Sie sichern sich einen ganz besonderen Platz im Herzen.
Und nun, viele Jahre später, stand sie erneut an der Quelle. In der einen Hand hielt sie eine weiße Lilie, mit der anderen hielt sie die Hand ihrer klei-nen Tochter. Langsam kniete sie sich ans Ufer und ließ die Lilie ins klare Wasser gleiten. Fünfzehn Jahre warst du Teil meines Lebens, hast du mich begleitet und so viele schöne Erinnerungen geschaffen. Ich werde dich vermissen, aber ich bin dir dankbar. Danke, Hope! Für mich bist und bleibst du meine Quelle der Hoffnung.

Ann-Kathrin Lange (16 Jahre)
Sarah Knoop (17 Jahre)