Ich bin immer nur verantwortlich für das, was ich schreibe, nicht für das, was du verstehst! Lesung aus Lisa Danulats 'Wanderbriefen aus Vechta' heute im Museum im Zeughaus um 19.00 Uhr

10. März 2014    

Ankommen in Vechta und hier sein.
Schon mal zwei Feststellungen in einem Satz. Ich habe außerdem festgestellt, dass ich mein Zuhause, so wie auch mein „Zuhause fühlen“ auf- und zuklappen kann wie meinen Computer.
So viel Heimat steckt in dem Scheißding schon, so viel Heimat in meinen Mails, so viel Heimat in Facebook, dass ich panisch werde, wenn mein Internet hier nicht sofort das Passwort annimmt.
Draußen in der Natur vor meiner Türe höre ich Stimmen – Vogelstimmen – und das Bel-len eines Hundes. In den letzten Stunden ist der Frühling des Jahres 2014 mit all seinen Konsequenzen in meinen Körper eingezogen.
Ich möchte raus in die Natur.
Ich habe zwei Flachbildfernseher in meinem Appartement.
Ich möchte raus in die Natur und dabei Fern-sehen schauen.
Mein Körper zwickt und zwackt.
Man könnte Krebs haben.
Man könnte schwanger sein.
Es könnte der Frühling sein.
Nie kann man alles ausschließen.
Ich werde jetzt laufen gehen.
Ein Mann räumt die Gartenstühle auf die Ve-randa und grüßt.
Ich grüße auch.
Ich fühle mich wie jemand, der Angestellte beschäftigt, die ihm die Gartenstühle auf die Veranda räumen.

Ich bin immer nur verantwortlich für das, was ich schreibe,

nicht für das, was du verstehst!