Literaturpreis Ruhr am gestrigen Abend für Marianne Brentzel

 

„Nesthäkchen kommt ins KZ“ ist bis heute ihr bekanntestes Buch – die Dortmunder Autorin Marianne Brentzel (70), die gesternam Abend im Robert Schmidt-Saal des Regionalverbandes Ruhr für ihr Gesamtwerk den mit 10 000 Euro dotierten Literaturpreis Ruhr erhielt, spürte dem Schicksal von Else Ury nach. Jener „Backfisch-Literatin“, die im Kaiserreich und in der Weimarer Republik mit ihrer „Nesthäkchen“-Serie über ein Arzttöchterchen zur Bestseller-Autorin auf dem Jugendbuchmarkt wurde. Die assimilierte Jüdin Else Ury glaubte auch im Dritten Reich, ihr könne nichts geschehen – und wurde von den Nazis am 13. Januar 1943 in Auschwitz ermordet.

Literarische Porträts, durchaus aus kritischer Perspektive, sind überhaupt das Genre der Marianne Brentzel, sie schrieb über die österreichische Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim (Sigmund Freuds Patientin Anna O.), über die italienische Künstlerin und Jüdin Margherita Sarfatti, die auch Mussolinis Geliebte war, oder über Obdachlose („Von der Platte ins Gasthaus“). Jetzt erhält Marianne Brentzel den Literaturpreis Ruhr. In ihrem autobiografischen Roman „Rote Fahnen. Rote Lippen“ (2011) schildere sie „unterhaltsam, präzise und mit unaufgeregtem autobiographischen Bezug den Weg einer Arzttochter zur hartnäckigen Kämpferin für soziale Gerechtigkeit“, so die Jury des Literaturpreises, der alljährlich vom Regionalverband Ruhr in Zusammenarbeit mit dem Gladbecker Literaturbüro Ruhr vergeben wird. Im Geest-Verlag erschienen: Nesthäkchen und der Erste Weltkrieg, Der Salon der Dichterinnen.

Die Förderpreise zum Literaturpreis Ruhr, die mit jeweils 2550 Euro dotiert sind, wurden über einen Schreibwettbewerb zum vorgegebenen Thema „Schauplatz Museum“ entschieden. Hier gewannen die gebürtige Essenerin Frauke Angel mit der Geschichte „Und samstags wird gebadet“, die Berlinerin Merle Wolke mit „Eintritt frei“ sowie die Bochumerin Sarah Meyer-Dietrich mit „White Cube“. Für die Förderpreise waren 141 Bewerbungstexte aus ganz Deutschland eingegangen.