Mehr als nur eine 'Emma-Lesung' von Cornelia Koepsell in Heidelberg

Rappelvoll war es im Lehrhaus Löbingsgasse in Heidelberg, in dem Corelia Koepsell am Freitag, den 11. April Ausschnitte aus 'Das Buch Emma' vortrug. Gäste waren vor allem Menschen, die die politischen Ereignisse damals in den K-Gruppen selber miterlebt hatten. So verwundert es nicht, dass die Gespräche im Anschluss an die Lesung besonders intensiv waren, eigene Lebenserinnerungen ausgetauscht wurden, Irrtümer beleuchtet, aber auch verteidigt wurden. Spannend natürlich auch für die jüngeren Besucher, die über diese Siebziger- und Achtzigerjahre kaum etwas wissen.

 

 

Cornelia Koepsell

Das Buch Emma

Roman

Geest-Verlag 2013

ISBN 978-3-86685-409-3

ca. 2590 S., 12 Euro

 

„Der Krieg war neun Ja­h­re vorbei. Ihre Eltern und Lehrer wussten wenig. Sie hatten nicht gemerkt, was passiert war. Wie alle Erwachsenen, die nichts wussten, wollten sie nicht gefragt werden.“ In diesen Jahren des wiederaufbauenden Deutschlands wächst Emma auf. Der Vater wäre gerne Pfarrer geworden, doch die Nachkriegsjahre lassen für ihn ein Studium nicht möglich werden. So ernährt er die Familie als Buchhalter und lebt seine Religiosität in der Familie aus.
Emma ist seltsam, spricht mit Spinnen und Würmern, ist in allem anders. Als ihr schließlich droht, in ein Heim abge­scho­ben zu werden, bemüht sie sich um Normalität.
Ihr geliebter Bruder, aus dem man stets versucht hat, einen echten Jungen zu formen, verlässt das Haus und schickt aus der fernen Stadt politische Flugblätter gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Emma folgt ihm, wird Mitglied einer K-Gruppe, findet dort Geborgenheit. Doch ihre Unfäigkeit sich anzu­pas­sen, führt sie auch hier bald in Distanz, zum Austritt aus der Partei und zugleich für verschiedene Vergehen ins Gefängnis. Schließlich vereint das Sterben des Vaters die Familie wieder.
Die Geschichte einer Nichtangepassten, sprachlich und ge­danklich virtuos in ihrem Leben zwischen individuellem Sehnen und gesellschaftlichem Anpassungsdruck dargestellt. Ein mehr als gelungener literarischer Debutroman der Autorin.