NWZ berichtet über die Autorin Lisa Strate und ihr neues Buch

Gerade kleine Momente der Freude helfen

 

Blexerin schreibt über Krebserkrankung ihres Mannes – Für sie zählt Umdenken im Alltag

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Die ehemalige Sekretärin hat erstmals ein Buch verfasst. Damit möchte sie anderen Betroffenen Mut machen.

Blexen Sie wollten ihr Leben im beruflichen Ruhestand an der Nordsee frei gestalten. Doch das war auf einmal nicht mehr möglich. 2008 waren Lisa Strate und ihr Ehemann nach Blexen gezogen. 2009 ist bei ihrem Mann Prostatakrebs diagnostiziert worden.

Nach zwei Operationen innerhalb von 24 Stunden, nach Strahlen- und Hormontherapien und vierteljährlicher Nachsorge weiß der heute 69-Jährige, dass er nicht geheilt ist. Der ehemalige kaufmännische Mitarbeiter eines großen Unternehmens und seine 58 Jahre alte Frau haben aber diese Erfahrung gemacht: Es gibt ein Leben mit Krebs.

Darüber hat die Mutter von erwachsenen Kindern, die in der Nähe von Münster geboren worden ist und mehrere Jahre als Sekretärin gearbeitet hat, ein Buch geschrieben – ihre erste Veröffentlichung.

Kein trauriges Buch

„Es ist kein trauriges Buch. Es soll Mut machen und es gibt auch hin und wieder Ecken, wo man schmunzeln kann“, versichert Lisa Strate.

Das Buch trägt den Titel „Sag dem Krebs, ich komme später!“ Der Untertitel lautet: „Prostatakrebs, ein Schicksal mit Chancen“. Lisa Strate und ihr Mann wollen damit diese Erkrankung aus der Dunkelkammer holen. „90 Prozent der Männer machen bei diesem Thema dicht und das ist auch ein Grund, warum Prostata-krebs in der Forschung ein Stiefkind ist“, sagt Lisa Strate.

Lisa Strate beschreibt die Erkrankung ihres Mannes sowohl aus der Sicht ihres Mannes als auch aus ihrer Sicht als seine Partnerin. Sie schildert die grundsätzlichen Veränderungen in der Lebenseinstellung beider Partner.

Das Buch ist kein medizinischer Ratgeber. Aufgabe der Ärzte soll bleiben, mit dem Patienten Chancen und Möglichkeiten der Heilung zu erörtern. Lisa Strate und ihr Mann halten medizinische Behandlung alleine aber nicht für ausreichend, um den Kampf gegen den Krebs zu bestehen. Sie selbst haben ihre früheren Lebensgrundsätze in Frage gestellt und Lebenseinstellungen geändert.

Mit sich ins Reine kommen, damit auch in eine neue Übereinstimmung mit dem Partner kommen; den Wert des Lebens höher einschätzen als manch materiellen Wert – das seien Gedanken, die viele Menschen leider häufig erst nach einer Erkrankung kommen. In positive Veränderungen der Lebensweise müssten auch Ernährung, Bewegung und Erholung einbezogen werden, sagt Lisa Strate.

Sie möchte in ihrem Buch zeigen, dass sich Leid zwar nicht ausschalten, wohl aber im Kopf wenden lässt. Auch eine schwere Krankheit lässt sich positiv tragen und ertragen. Sie sagt es so: „Wie ich lebe, wird im Kopf entschieden. Ganz wichtig ist dabei, der Freude entgegen zu gehen. Das hat uns enorm nach vorn gebracht.“

In ihrem Buch möchte sie deutlich machen, wie wichtig eigenes Umdenken und Handeln im Alltag ist. „Man kann den Umstand der Krankheit nicht ändern, aber man hat immer eine Alternative. Und die sollte im Wesentlichen darin bestehen, das Recht zu ergreifen, sich selbst glücklich zu machen.“

Glück, so Lisa Strate, liege weniger im Glück an sich, sondern in der inneren Zufriedenheit. Es gehe darum, im Alltäglichen auch Wunderbares zu sehen. „Denn es sind geraden die kleinen Momente der Freude, die einen über gesundheitliche Beeinträchtigungen und/oder Folgeerkrankungen der Krebsbehandlung tragen.“

Rituale tun gut

Lisa Strate nennt einige Beispiele: Glückshormone bei sportlicher Betätigung freisetzen, eine Radtour bei schönem Wetter unternehmen, Bekannte im Cafe’ treffen, einfach im Hier und Jetzt leben. Auch Rituale täten gut. So gebe es für sie und ihren Mann jeden Nachmittag eine feste Zeit zum Teetrinken. „Das zelebrieren und genießen wir richtig.“

Ein weiterer Tipp: „Der letzte Gedanke vor dem Einschlafen sollte immer ein guter Gedanke sein.“