Ruth van Nahl mit toller Rezension auf www.alliteratus.com über 'Was mir Hoffnung macht'


www.alliteratus.com
www.facebook.com/alliteratus *
https://twitter.com/alliteratus


Ruth van Nahl

Artur Nickel (Hg.)
Was mir Hoffnung macht!
Kinder und Jugendliche aus dem Ruhrgebiet erzählen
Mit
Illustrationen von Veronika Effling
GeestVerlag 2015 ◦ 380 Seiten ◦ 12,00 ◦ 978 386685-541-0

Anstelle eines Vorworts findet sich in diesem Buch ein kurzes Interview, das Herausgeber Artur Nickel mit Sude und Eda, beide 14
Jahre, geführt hat. Sie gehören zu den jungen Autoren, deren Gedanken und Gefühle hier abgedruckt sind, und es berührt, wenn
sie sich direktan den Leser wenden. Sude schreibt:
„Die Autoren sind alle sehr jung. Man sollte jemanden nicht nach
seinem Alter beurteilen, sondern danach, wie sein Charakter ist, wie er denkt und
sich entwickelt. Davon kann man in den Geschichten sehr viel wiederfinden.“
Im Folgenden liest man unterschiedliche Texte zu unterschiedlichen Themen. Es können
Kurzgeschichten, Tagebucheinträge, Briefe oder Gedichte sein, und es überrascht, wie klug
manch junger Geist sich ausdrückt und wie leicht es ihnen zu fallen scheint, das in Worte zu
fassen, was viele Erwachsene nicht formulieren können.
Judith (14) schreibt zum Beispiel auf die Frage „Was ist Hoffnung?“ das Folgende:
„Was bedeutet Hoffnung eigentlich? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich glaube,
jeder Mensch sollte Hoffnung selber definieren. Immerhin hat nicht jeder Mensch die
gleiche Ansicht. Manche Menschen strotzen vor Hoffnung, andere versinken im Boden,

da sie alle Hoffnung und die Welt aufgegeben haben. [...]
Tatsache ist, dass die Hoffnung ein Segen, aber auch ein Fluch ist. [...] Hoffnung kann einen jeden von uns
im ersten Moment glücklich und im nächsten Moment zutiefst traurig machen.“
Hannah (16) schreibt mit ihrer besten Freundin im Unterricht Zettelchen, darauf philoso-
phiert sie darüber, dass sie gerne wissen wolle, warum sie krank ist:
„wo liegt der Sinn, wenn man krank wird, wenn die Krankheit dich aus deinem nor-
malen Umfeld reißt, in dem du dich wohlfühlst, und dir wertvolle Zeit stiehlt, die du
eigentlich besser nutzen könntest?“
Am  Ende,  als  die  Lehrerin  ihren  Zettel  kommentarlos  eingesammelt  und  zerrissen  hat,
kommt Hannah zu einem erstaunlichen Ergebnis:

„Im Endeffekt liegt der Sinn nicht darin herauszufinden, warum man krank ist, denn
das kann einem niemand beantworten. Stärke zeigen, die Krankheit akzeptieren und
niemals die Hoffnung verlieren. Nicht zu hoffen, dass man gesund wird, aber dass es
besser wird!“
Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft schreiben über ihre Träume und Wün-
sche, über zerstörte Hoffnungen, über den Tod, Trauer und das sprichwörtliche Licht am
Ende des Tunnels. Man kann nicht immer sagen, ob sie über sich selbst schreiben oder sich
die Begegnungen und Situationen nur ausdenken; selbst wenn im Text ein anderer Name
und ein anderes Alter genannt wird, können die jungen Schreiber auf etwas Bezug nehmen,
was sie ähnlich erlebt haben oder aus Erzählungen kennen.
Bedrückend aktuell ist zum Beispiel die Geschichte der zwölfjährigen Sera aus dem Irak, die
Shannon (18) in Form eines Tagebucheintrags niederschreibt. Sera lebt mitten im Kriegsge-
biet und vertraut ihrem Tagebuch die geheime Hoffnung an, die Bomben zu überlegen und
irgendwann schreiben zu können
:
„Der Krieg und das Töten sind vorbei. Ich habe überlebt. Gut, dass ich die Hoffnung
nie verloren hab. Jetzt kann ich anfangen zu leben.“
Diese Hoffnung wird jedoch enttäuscht, nach nur acht weiteren Einträgen bricht das Tage-
buch ab – Sera hat nicht überlebt.
Was mir Hoffnung macht ist eine beeindruckende Sammlung von Gedanken junger Men-
schen, die vieles ganz anders sehen, als Erwachsene es tun. Für manche besteht die größte
Hoffnung darin, irgendwann den Traumberuf zu haben. Andere haben die Hoffnung verloren,
als sie ein geliebtes Familienmitglied verloren und wissen nicht, wie sie neue Hoffnung
schöpfen sollen. Die Texte werfen sicherlich genauso viele Frage auf, wie sie beantworten
– sie regen zum Nachdenken an und zeigen, welch kluge Gedanken in den Köpfen der nächsten
Generation lauern.