Tina Stroheker, geboren 1948 in Ulm. Studium der Ger-manistik, Geschichte, Politikwissenschaft. Freie Schriftstel-lerin. Schreibt Lyrik und Prosa, Kuratorin literarischer Pro-jekte. Zu ihren Veröffentlichungen gehören u.a.: Inven-tarium. Späte Huldigungen. (Verlag Klöpfer & Meyer, Tübin-gen, 2018), Luftpost für eine Stelzengängerin. Notate vom Lieben (Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen, 2013), Was vor Augen liegt. Gedichte. (Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen, 2008). Website: www.tina-stroheker.de

Im Geest-Verlag in der Anthologie vertreten:

Queere Lyrik 2020
So gerade / nicht
Hg.: Stefan Hölscher
 

Gespiegelt

du trittst vor den hohen spiegel
und schaust herüber zu dir
meine schöne mit dem silberreif um den hals
sagt guten morgen zu sich
meine große mit dem stilgefühl
und ihrer beute von all den flohmärkten
verlagert jetzt ihr gewicht auf den anderen fuß
stellt die füße ein klein wenig einwärts
und ich sehe ihr zu    etwas in mir muß lächeln
und ich spüre wie diese tür sich öffnet
und alles ganz einfach scheint
du siehst aus als wärst du in deinem leib zuhause
im licht dieses morgens weißt du es jedenfalls
eine frau      die nicht an das dunkel des fleischs denken muß
sondern an seine leichtigkeit seinen süßen geschmack
denken darf      schön daß du da bist    und
jetzt die kette mit bunten steinen oder
das amulettchen