Fabian Wenz - Die ferne Lichtung (aus:Gedankenspaziergang) Jugendliche melden sich zu Wort am 17. Mai
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Die ferne Lichtung
In einem fernen Land, hinter den Weltmeeren, hin¬ter unseren wolkenverhangenen Gebirgen und im¬mer höher werdenden Wolkenkratzern liegt ein wei¬tes Feld aus dornlosen Rosen, in Blau und Rot, klei¬nen Butterblümchen und wildem, dunkelgrünem bis braunem Gras, ohne Unkraut. Die Luft ist erfüllt von herben Düften und manchmal, da kommt eine süße Brise, die einem behutsam das Haar aus dem Ge¬sicht weht. In den Ohren klingen Vogelstimmen, die auf der Brise mitgeritten sind. Genau wie leicht hal¬lendes Kindergelächter vor der orangefarbenen Sonne, sie blendet nicht, sie erleuchtet sanfter als Seide. In der Wiege einer Lichtung, im Seental, liegt ein kleines Dorf, mit Reisigdächern und Stein¬schornsteinen. Die Häuschen sind rund und liegen friedlich in der Landschaft. Auf dem Dorfplatz wird ein Fest gefeiert, mit viel Trunk und Speisen.
Im Dunkel einer stickigen Seitengasse übergibt sich ein Stoppelbärtiger in ein randvolles Regenfass. Er trägt Anzug und Krawatte – fettige Haare triefen und bestärken sein abstoßendes Erscheinungsbild. Es grölen betrunkene Fußgänger.
Eine Brise macht am Horizont kehrt und sammelt eine geballte Luftmasse in sich, die sich in einem furchtbaren Sturm bemerkbar macht, eine fette, graue Wolkenfront wälzt sich unaufhaltsam am Him¬mel entlang, pflügt ihn, kaltes Metall durch festes, gereiftes Leben. Tropfen prasseln nieder, ein Un¬wetter. Trotz der Wassermassen verfärbt sich die Sonne in ein unerträglich grelles, blendendes Licht, das eine Dürre verursacht. Getrockneter Wüsten¬sand vermischt sich mit einer Flut aus trauriger Flüssigkeit und bildet einen stinkenden Schlamm¬wall, aus verdorrten Rosenstängeln sprießen Dor¬nen. Im Boden bildet sich ein kleiner Riss, der sich bald zu einem riesigen Spalt erweitert, einem Schlund ähnlich, Flammen schießen hervor und hei¬ße Lava brennt Augen aus verzweifelten Gesich¬tern, Kinderschreie, und immer mehr Lava spritzt hervor. Bald ist das ganze Tal überflutet, und es bleibt nur grauschwarzes Vulkangestein. In einer Ritze ist ein kleines Blümchen übrig geblieben.
(Fabian Wenz, 20 Jahre)