Maren Wegmann - Das Pentagramm der Venus (Text des Tages)
Hördatei:
Hoch oben auf dem Hausdach stand ich, die Arme ausgebreitet, den Wind mit meinem Umhang spielen lassend. Der Mond grinste mir voll, aber zahnlos entgegen, seine Diener funkelten spielerisch um ihn herum. Ich reckte meinen Kopf, den Schmerz im Nacken ignorierend, als die ersten Tropfen fielen.
Plötzlich hörte ich leise Geräusche von unten. Hatten meine Eltern mich gesehen? Riefen sie nach mir? Doch ich verschwendete keinen Blick zur Erde, denn ich war zu Höherem bestimmt.
Gleißend helle Blitze fegten jetzt über den Himmel, bildeten Pentagramme, offenbarten mir die ganze Macht des Weltreichs und lehrten mich, ihren fleißigsten Schüler, leben.
Ein Atemzug noch, dann sprang ich ihnen entgegen ... und flog ... aber was? Wieso kam die Erde immer näher? Warum schien sie mich anzuziehen? Ich hatte doch gelernt, fleißig und unermüdlich gelernt!
„Meister, warum habt Ihr mich verlassen?“
Ein heftiger Schmerz blitzte in mir auf, meine Augen weiteten sich und in meinem letzten Aufbäumen sah ich noch eine schwarze Taube am Himmel fliegen.
Dann brach die Welt um mich zusammen und in einem Meer aus Rot sprach eine Stimme zu mir:
„Jetzt lebst du!“