Matthias Rürup: Nacht (Gedicht des Tages)

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Nacht


In dieser einen Stunde wurde es Nacht,
Als ich fort gewesen war – ganz bei
Dir in Liebe und Verlangen.

Erklären lässt das Dunkel sich, doch macht
Es mich erschrocken, so als sei
Nicht nur der Tag gegangen.

Wie dumm von mir, wie ängstlich, blöde, was
Soll die Nacht, die uns umfängt, denn sein
Als Nacht und gar nichts weiter?

Du atmest zärtlich mir ins Ohr, ich lass
Dich so: zufrieden, friedlich, dein’n
Blick so sanft und heiter.

Dass du nicht siehst, nicht fragst, ob mich was quält,
Das kommt vom Dunkel sicherlich.
So biegt die Nacht es wieder hin.

Dass wir zusammen sind, ist das, was zählt,
Nicht meine Angst, mein Wahn, dass ich
So schrecklich schreckhaft bin.
 

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