Natalia Dawgiel - in polen (Jugendliche melden sich zu Wort)
Hördatei:
Köster, Friederike und Nickel, Artur: Fremd und doch daheim?!
In Polen müssen wir ständig in die Kirche gehen
Ich heiße Natalia Danigiel. Ich bin 14 Jahre alt und Halbpolin, obwohl ich in Deutschland geboren wor-den bin. Meine Eltern und ihre Familie leben bzw. lebten alle mal in Polen. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges sind meine Großeltern nach Deutsch-land ausgewandert. Dadurch kam meine ganze Familie hierher, auch mein Vater. Er hat meine Mutter mitgenommen, obwohl ihre Verwandten in Polen blieben.
Mein Bruder und ich fühlen uns in Deutschland superwohl. In Polen wäre es für mich gewöhnungs-bedürftig, da dort vieles anders ist als hier. Die Religion ist sehr streng. Die Deutschen gehen so wie ich selten in die Kirche. Wenn meine Familie nach Polen fährt, müssen wir ständig in die Kirche gehen. Jeden Sonntag. Meine Oma und die anderen Verwandten sind das gewöhnt. Ich gehe in Deutschland so selten wie möglich in die Kirche, nur Ostern und an den anderen wichtigen Feiertagen.
Meine Eltern fühlen sich hier auch wohl. Sie haben alles, was sie sich wünschten, erreicht. Sie haben beide die Jobs, die sie wollten. Ich finde es in Deutschland schon deshalb besser, weil in Polen die Schule strenger ist. In manchen Schulen tragen die Schüler noch Uniformen. Hier trägt man keine mehr, und das finde ich gut.
Was mich wundert, ist, dass es in Deutschland so viele Ausländer gibt. Türken, Russen, Polen und sogar Farbige. In Polen habe ich noch nie einen Türken oder einen Farbigen gesehen. Nur Polen. Meine Kinder sollen in Deutschland aufwachsen, weil ich weiß, dass sie hier eine Zukunft haben werden. Sie werden hier mit ihrer ganzen Familie leben.
Natalia Dawgiel (14 Jahre)